Full text: Geschichte der Künste und Wissenschaften seit der Wiederherstellung derselben bis an das Ende des achtzehnten Jahrhunderts (8. Abtheilung, IV, 3. Band)

326 V.Abthl. Gesch. d. chemisch. Bereitungen. 
wie -Metall hämmern und schmieden ließ. Von sols " 
<em Glase machte er einen sehr schönen Becher, .e 
welchen er dem Tiberius schenken wollte, um da- puyadbi 
durch vielleicht wieder begnadigt zu werden. Würk»- 
lich reiste er damit na< Rom und überreichte das 
Geschenk dem Tiberius, der es bewunderte und 
annahm. Um die Bewunderung noch höher zu trei» bn 
ben und sich die Gnade des Kaisers ganz zu erwer- M", 
ben, ließ sich der Künstler den Becher noch einmal nen 
zurückgeben und warf ihn nun mit allex Gewalt auf fen, 
die. Erde nieder. . Dey Becher zerbrach nicht, son- a, 
Dern wurde nur verbogen, Der Kaiser und alle ran? 
Anwesenden staunten. Der Künstler aber brachte 
Unter seinem Kleide einen kleinen Hammer hervor, höb 
hob den Becher auf, und gab ihm, gerade wie eis in das 
nem metallenen Gefäße, durch wiederholte Schläge fabeift 
mit dem Hammer die gehörige Gestalt wieder. Tie daselb| 
berius fragte , »ob diese Kunst Mehreren bekannte (omm 
sey? Nein, erwtederte der Künstler. Nun - befahl dm, 1 
der Kaiser, diesem Manne sogleich den Kopf abzus wald! 
schlagen und seine Werkstatt zu zerstören, damit die tiqes 
Kunst nicht bekannt würde und nicht etwa dem fahrif 
Golde, Silber und andern Metallen ihren Werth att, 
benehmen möchte. dureh 
Wenn diese Anekdote auch nur ein Mährchen wb 
wäre , so ist doch so viel gewiß, daß die Alten nicht shliff 
bloß sehr geschmeidige Arten von Glas hatten , son; del! 
dern auch die Kunst verstanden, das Glas außeroro im * 
dentlich hart zu machen, so hart, daß es sich wie hütte 
ein Diamant schleifen und behandeln ließ.. Diese mit 
Kunst ging verloren. Der Russisch - Kaiserliche Hofs 
rath Reifstein wollte sie zwischen den Jahren 1754 
und 1757 wieder erfunden haben.- Würklich gab 
ihm auch die Königliche Societät der Wissenschaften 
in
	        
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