S 78. Transportmittel als Kulturgradmesser.
Die Kultur wird durch bessere Verkehrsmittel erhöht und
höhere Kultur drängt zu Verbesserung der Verkehrsmittel.
Mit dem, dass an einem Ort Erhöhung der Kultur durch
bessere Verkehrsmittel eintritt, entsteht auch für den anderen
Ort, der mit jenem um den Vorrang streitet, die Nothwendig-
keit der Verbesserung, und es ist das Bedürfniss nach besseren
Verkehrsmitteln an kleinen Orten oft dringender als in grossen
Städten, eben weil sie in Ermangelung der dazu nöthigen
Mittel noch weit zurückstehen.
Mancher als Vicinal- oder Provinzialstrasse angelegte Weg
ist später ein Theil einer Hauptstrasse geworden. Wenn aber
gewöhnlich Staatsstrassen in erster Linie verbessert wurden,
so wird dieses darin liegen, dass der Staat leichter über Mittel
verfügt, derartige Verbesserungen zu bezahlen, als ein kleiner
Bezirk oder die einzelne Gemeinde. Auch kann von der
Nutzung einer öffentlichen Strasse nur schwer Jemand aus-
geschlossen werden, es entschliesst sich daher die engere Ge-
meinschaft schwer zu Ausgaben, wenn sie deren Abnutzung
Anderen nicht wehren oder sie zur Zahlung von Entschädigung
nicht zwingen kann.
Wenn man von Weltlinien spricht, so versteht man
darunter die grossen Heeresstrassen, grosse Ströme und Ka-
näle, regelmässig befahrene Seerouten, kurz Wege, welche die
verschiedenen Länder und Welttheile mit einander verbinden,
Wege, in welchen sich der grosse Verkehr ansammelt, in denen
sich die Transportmassen aus den Produktionsländern von allen
Seiten wälzen, um überall wieder durch die Seitenstrassen den
Industrie-, den Konsumtionsgebieten zugängig gemacht zu
werden, in welche wieder der Gewerbefleiss überall seine Er-
zeugnisse ergiesst, um sie dem Weltmarkt zuzuführen. Sie
17