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Folge der Ermässigung eintritt. An einem Ort mit geringem
Verkehr verliert die Bahn nicht viel bei Ermässigung, ent-
sprechend kann auch die Mehrung nicht so gross sein, als an
einem anderen. An grossen Verkehrsplätzen ist der Zuwachs
allerdings grösser, aber auch die Einbusse aus der Er-
mässigung entsprechend bedeutender. Es kann somit auch
die Dankbarkeit in dieser Hinsicht nicht die Ursache für die
ausnahmsweise Ermässigung gewesen sein.
In einem Punkt nur lässt sich auch bei den Veranlassungen
zu Differenzialtarifen, ausser dem Einfluss der Konkurrenz ein
System erkennen, und darin wurzelt die Theorie der ver-
schiedenen Empfänglichkeit der einzelnen Orte (Märkte) für
Tarifermässigungen. Nicht eine Eigenschaft der Orte, der
Produktionsverhältnisse, der Handelsverhältnisse ist es aber,
nicht ein Charakterzug der Bewohner, sondern ihre lokale
Stellung zur Bahn, ihre Lage im Bahnnetz ist es, die einen
Ort werthvoller erscheinen lässt als den andern. Man glaubt,
dass die Transportmehrung an einem Punkt des Bahnnetzes
der Bahn mehr Vortheil bringe, als an einem anderen. Man
denkt sich die Transportmasse als etwas Vorhandenes, und
trachtet jede Bahn in dem Lauf dieser Masse durch die Welt
von derselben möglichst viel über ihr Gebiet zu ziehen und
möglichst lange zu behalten, d. h. den Nutzen von möglichst
vielen der in Bewegung kommenden Tonnenkilometer Fracht-
gut an sich zu ziehen. In dieser Vorstellung und in diesem
Streben erkennt man: „dass die erfolgreichste Tarifermässigung
diejenige ist, welche den Gütertransport über die ganze Bahn
von einem Endpunkt zum andern wohlfeiler macht, dass die
nächstdem erfolgreichsten Tariıfermässigungen die sind zwischen
den einzelnen Stationspunkten der Bahn einerseits und einem
der Endpunkte anderseits, und dass zuletzt erst die Transport-
strecken zwischen den einzelnen Stationspunkten kommen.“
(Lehr S. 316. Citat von Michaelis.) Nur von diesem einen