Full text: Die Kunst überhaupt und ihre Theilung in Künste (3. Theil, 1. Abschnitt)

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merksam mit einer Erscheinung, die als Zeichen der Zeit damals schon 
in raschem Wachsen begriffen war. =- Dex Dilettant ist wohl vom 
Autodidakten zu unterscheiden: dieser läßt sich ein gründliches Lernen 
angelegen sein, aber Umstände oder Eigensinn halten ihn von praktischer 
Anweisung durch einen Meister fernz. er bildet sich nah Mustern, da ihm 
aber Niemand den Handgriff zeigt, so behält seine Leistung Zeitlebens 
einen idiotischen Charakter, dem man ansicht, wie er mit Mühe und auf 
langen Umwegen sich dasjenige angeeignet hat, worin die Sc<hule durch 
verfürzte Methode und Rath der Kundigen - ihren Zögling zur Sicher- 
heit führt. 
2. Wir können ohne scheinbaren Widerspruch hier nicht yorwärts: 
wir fordern Schule, damit ein Künstler werde, und brauchen doch den 
Künstler, um die Schule zu schaffen. Dieser Widerspruch hebt sich nur, 
wenn wir uns aus dem gewordenen Zustande in die dunkeln Anfänge 
zurücversezen, wo geniale Persönlichkeiten aufeinander folgend die ge- 
meine Technik ruckweise , wie wir es schon zu 5. 517 ausgedrückt haben, 
in die beseelte ästhetische hoben: da haben wir freilich Künstler, welche 
Schüler bilden, ohne selbst Schüler (nämlich Kunstshüler, denn in der 
Scule des gewöhnlichen Handgriffs müssen sie irgendwie sich gebildet haben,) 
gewesen zu sein, aber je weiter wir zurückgehen in dieser unbestimmbaren 
Linie, desto mehr haben wir uns diese fortschreitenden Persönlichkeiten vor- 
zustellen als sol<he, welche Künstler nur in dem Sinne waren, daß der 
Anstoß, die Möglichkeit der Kunst yon ihnen ausgieng. So beseelt ein 
Cimabue die zum Handwerk herabgesunkene byzantinische Malertechnik 
mit höherem Ausdrus, er begründet eine Schule, aber näher betrachtet ist 
dieß nur die Staffel für Giotto, und dessen Schule wieder für Fiesole, 
Masaccio u. s, w.z aber bei ungleich geringerem Erbe, als selbst Cimabue, 
haben einst große Talente mit Anstreichen begonnen und mit ven Anfängen 
der Malerkunst geendigt. Gehen wir nun von solchen Anfängen vorwärts 
bis zu entwickelten Zuständen und nehmen die Lage der Dinge je wie sie 
besteht, wenn eben ein Genie, ein schöpferischer Künstlergeist entscheidende 
Wirkungen verbreitet hat, so wird die Sache einfach und es ist gleichgültig, 
welchen Punct wir ins Auge faßen, denn wir haben überall Meister, die 
Schüler gewesen sind, und dasselbe Verhältniß kehrt immer wieder: der 
geniale Meister schafft eine neubeseelte Technik, Seine Wirkungen bestehen 
in Regeln, die sich aber nicht formuliren lassenz sie sind keine bloße 
Stimmung, Weise zu schauen, sie sind vieimehr ganz bestimmt und consti- 
tuixen eine feste Technik, sie geben dem überlieferten Inbegriff der Ver- 
fahrungsweise, welcher selbst shon der Niederschlag früherer genialer 
Entwicklungen ist, nicht nur neuen Geist, sondern auch einen neuen Leib 
mit festem Knochengerüste, aber sie lassen sich nicht in Buchstaben fassen, 
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