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Augenbli>, aber schon in dieser augenbticklihen Täuschung kündigt sich
Gefühl der Enttäuschung an, nur noch nicht mit Bewußtsein, sondern so,
daß es, zum Gefühle der Täuschung geschlagen, diesem die Beimi'<ung
eines gespensiigen Grausens gibt z aber rasch stellt sich die volle Enttäuschung
als eine aus Widerwillen und Lachen gemischte Empfindung ein, So
wirkt die Verbindung der Malerei und Plastik in völlig voly<romischen
Werken ver legteren, namentlich in Wachsfiguren. Es kann aber noh
auf andere Weise gegen jenes Grundgesetz gefehlt werden und auch
dieser Fehler seinen Grund entweder in Unreife oder in Ueberreife
haben: es wird nämlich mitten in der künsilerischen Bearbeitung ein Stüs>
Natur stehen gelassen oder zwischen sie mit Absicht hineingestellt? natür-
licher Stein, Baumstamm mit Rinde in der Baukunst, natürlicher Fels
in der Plastik, aufgesetztes erhabenes Goldblech in der Malerei, Thiere
auf dem Theater. Zu 8. 490 ist gezeigt worden, wie sol<he Einführung
der wirklichen Natur in die Kunst gegen das Gesetz verstoße, das ver-
langt, daß das Material todter Stoff seiz jezt schen wir, wie dadurch
ein übrigens künstlerisches Ganzes rein auseinandergesprengt wird: die
Folge dieses Fehlers ist nämlich eine Enttäuschung, welche hinüberfällt auf
den fünstlerisc< durcharbeiteten Theil, eine Zerschlagung des Kunst-
Eindrucks, die rohe Natur tritt mit plumpem Fuße in das zarte Gebäude
der Kunst und zertritt es. Hätte man das Naturschöne , dem man hier
begegnet, auf seinem Boden, in der Natur vorgefunden, so hätte man
ihm in bereitwilliger JUusion, was ihm zur vollen Schönheit abgeht, aus
der eigenen Phantasie zugewogen, hier aber, wo es sich zwischen die reine
Schönheit der Kunst eindrängt, fühlt man nur seine Mängel und wird
dadurch aus der Kunfistimmung herausgeworfen.
Soll die Definition des Schönen in 8. 14, wie sie nun durc die
pollendete Technik, die alles Innere im Aeußern darstellt und alles Aeußere
zum Ausdru des Innern erhebt, verwirklicht ist, so gefaßt werden, daß
alle Hauptmomente der bisherigen Entwie> ung darin niedergelegt sind,
so lautet sie nunt das Schöne ist vie durch ven Geist erzeugte
und in ein äußeres Material niedergelegte Umbildung der
sinnlich begrenzten Erscheinung zum reinen Ausdruc der
Idee.
5. 929.
Die erste Stufe der vollendeten Technik ist die vollkommene Herrschaft
über die Mittel der Darstellung ohne eigenen schöpterischen Geist oder die
Virtuosität, Da es keine rein äußerliche Kunst-Technik gibt, so fordert
dieselbe außer der Uebung allerdings ein Talent, das. sich auch in den Geist
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