Full text: Die Kunst überhaupt und ihre Theilung in Künste (3. Theil, 1. Abschnitt)

ne das Schöne schauen; da es aber in der Natur blos scheinbar sich findet 
Dee und die Fähigkeit der geistigen Schöpfung der reinen Form hier fehlt, 
EIE so würde das Volk niemals das wahrhaft Sc<höne schauen, wenn seine 
- Genien ihm nicht zurückzahlten, was sie aus seinem allgemeinen Lebens- 
| DiE sc<hooße und der Wurzel seiner Kräfte in sich gesogen haben, Das Volk 
" beneidet seine Künstler nicht, weil es sie zu sich zählt, sie sind seine eigene 
eres Seele, Der Genius aber ist auch nichts ohne sein Volk: der Reiz, der 
Ws Drang, zu schaffen , das innerlich Geschaute hinauszustellen an das Licht, 
Auf- ist nur das Gefühl, aus Einem Stamm zu sein mit denen, welche auf 
diese diese Mittheilung harren; er weiß, daß Aller Augen auf ihn warten, und 
sicht diese Augen innerlich warten zugleich während er sein inneres Bild 
nir erzeugt. Alle Freude der Phantasie an ihrem Thun ist eine Freude in 
vei?, der Vorstellung Mitanschauenderz diese Vorstellung ist ein Theil ihres 
R 5: Schaffens selbst, es ist ein inneres Bühnenspiel mit Parterre und 
.. Galerieen , kein Drama vor leeren Bänken. Im Phantasiebegabten ist 
Sinn sein Volk mitgesezt, wie er in ihm, er ist Legion. Daher ist auch kein 
EE ästhetisher Genius ohne Eitelfeit und dieß nicht sein Sclectestes z 
moe gewohnt, innerlich zu dramatisiren vor vollem Hause, wird er freilich 
füsi diesen Sinn nicht ausziehen, wenn er in's gemeine Leben trittz wem 
reien seine eigene Erscheinung gleichgiltig ist, wer nicht ein die wirklichen 
dern Zuschauer anticipirendes Selbstanshauen seiner Persönlichfeit mit sich 
"aus trägt, ist für die Kunst verloren. Es ist unmöglich, diese Behauptung zu 
Bild verwechseln mit einer Beschönigung der Eitelkeit ves leeren Individuums, 
esagt dessen ganzes Geschäft ist, sich eigentlich oder uneigentlich vor dem Spiegel 
jaftig zu sehen. Im Genius ist diese Beziehung der Ernst seiner eigentlichen 
| aus Lebensaufgabe , der nur unschädlich in sein Privatleben übergeht. Dieser 
stler, Ernst ist die Schuld an sein Volk. Schleiermacher hat diese Beziehung 
einen als eine wesentliche hervorgehoben (Vorles. über die Aesth, herausgegeben 
iegen von Lommaßgsc<h S. 108 ff.) : „Die ästhetische Thätigkeit ist eine allge- 
* 8 mein menschliche, kann sich aber in der Masse nur als Minimum im 
an Traum und unklaren Vorstellungen entwi>eln. In diesem gebundenen 
Nie Zustande spricht sich aber die allgemeine Anlage im Wünschen und Sehnen 
Gn aus, daß diese Thätigkeit frei werde. Der Geist hat das zweifache 
Ee Bewußisein , daß er in dieser Einzelheit ein Anderer ist, als der Andere, 
lge- und daß er Eins mit dem Andern, identis< mit ihm ist (Gattungs- 
u bewußtsein). Wo nun in irgend einer Richtung der Eine blos zum 
: itt. Verlangen fommt von dem, was er so nicht verwirklichen kann , und der 
zu Andere die Thätigkeit selbst leistet, da eignet jener sich diese an und findet 
(Es darin die Befriedigung seines Verlangens, Diese Befriedigung ist nichts 
| soll Anderes , als die Erhebung des Gattungsbewußtseins über das Einzelnez 
es erregt sein Wohlgefallen, daß das, was in ihm ist und nicht zur 
Y
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.