Full text: Die Kunst überhaupt und ihre Theilung in Künste (3. Theil, 1. Abschnitt)

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Plastik kann man in eingeschränfterem Sinn und, mit der gehörigen Be- 
hutsamkeit nur die Vergleihung mit der Baukunst einhaltend, sagen, sie 
sei ein erstes Auftauchen der malerischen Phantasie innerhalb der bildenden; 
im strengsten Sinne gehört die Architektur der bildenden Kunst an. Die 
Musik ist hier noch nicht zu erwähnen, weil sie so scharfe und selbständige 
Unterschiede nicht treiben kann; von der Poesie aber ist zu 8. 538 schon 
bemerkt, daß das Epos eine Uebertragung der bitdenden, die Lyrik der 
empfindenden Phantasie in die dichtende darstellt. Dieß sind aber, wie 
ebenfalls schon gezeigt ist, zugleich speziellere Modificationen des durc<h- 
herrschenden Gegensatzes des Objectiven und Subjectiven. Allein eben- 
dieses Uebertreten der Arten ineinander in erweiterier Linie, also in legter 
Beziehung zugleich ebenfalls ein verschiedenes Verbindungs-Verhältnis des 
Objectiven und Subjectiven, wirki nun als Theilungs-Grund der Künste 
in untergeordnete Zweige , nicht als der einzige (vergl. 8. 533 Anm, 1), 
aber als der erste, Man denke 3. B. in der Poesie an die verschiedenen 
lyrischen Formen: das eigentliche Lied ist veiner Ausdruk einer Wieder- 
holung der empfindenden Phantasie innerhalb der dichtenden, also zugleich 
des Moments der Subjectivität; die Romanze und Ballade aber ist mehr 
episc<; oder dramatisch: ein Uebertritt der bildenden (denn auf solchem 
beruht ja alles Epische) oder der im engsten Sinne dichtenden Phantasie 
in die empfindende Art der dichtenden, also zugleich Wiederholung des 
Objectiven und Subjectiv-Objectiven in einem Zweige der subjectiv-objectiven 
Kunstform, Die Liedermelodie in der Musik, wel<e Kunst mit ihren 
Zweigen nun allerdings in Betracht kommt, ist reiner Ausdruck der empfin- 
denden und subjectiven Art ver Phantasie, worauf diese ganze Kunst ruht, 
die Oper aber ist Uebertritt der dichtenden und zwar der dramatisch dichtenden, 
also der subjectiv-objectiven, das Oratorium der epischen und dramatischen, 
aljo der obsjectiv und der subjectiv-objectiv bestimmten Phantasie in die 
empfindende, subjective. In der Malerei ist die Landscha't vorherrschend 
ein Ausdruc> der empfindenden, subjectiven Phantasie innerhalb der bilden- 
den, objectiven, das bewegte hitorische Gemälde der dramatisch dichtenden, 
subjectiv-objectiven. Wir verfolgen die Sache nicht weiter, um nicht zu 
sehr yorzugreifen, 
S. 540. 
1 Diese weitere Theilung ist aber ebenso wesentlich in der Verbindung der 
Ärten der Phantasie, worauf die Künste beruhen, mit den in 6. 403 und 402 
aufgeführten Arten begründet, und damit vereinigen sich zwei neue Theilungs- 
gründe ? der Moment und der Grad des Umfangs, in welchem ein Stoff von 
einer Kunst ergriffen wird, und das verschiedene Flaterial in dea einzelnen
	        
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