j8
die als Keime im Stoffe liegen, in dem, einen Material dürftiger, in dem
andern völliger sich entwickeln lassen, in dem einen in dieser, im andern
in jener Richtung gesucht werden“ müssen. Mehr darüber in dem
Abschnitt über die Technik. Erweist sich nun in dem Prüfungs-Acte das
Ganze des ergriffenen ästhetischen Stoffs als eine Fundgrube von S<ön-
heiten, so tritt weiter das zweite Moment, das Moment des Besondern,
ein? der Künstler erkennt, wie auf einzelnen Puncten des Ganzen gewisse
besondere Schönheiten sich wie von selbst darbieten z dieß nennt man Motiv
im engeren Sinne, - So 3. B,. die Gruppe von Vater und Sohn in
Raphaels Constantinsschlacht, oder die Mutter, die ihr Kind erstochen hat ,
und indem sie es verzweifelnd no< anschaut, sich nicht entschließen kann,
sich durch die entsezliche Speise vom Hungertode zu retten, in Kaulbachs 9
Zerstörung von Jerusalem. Endlich zieht sich der Begriff des Motivs n
auf eine engste Bedeutung zusammen, indem innerhalb eines solhen Theils a
des Ganzen das schon Gefundene benüßt wird, um schöne Formen, Linien,
Töne 1. s. w. ganz im Einzelnen zu entwickeln. Selbst eine einzelne
Form 3. B. im Ornament heißt Motiv in diesem Sinn: ich führe einen :
Blumenstengel in einer gewissen Wendung fort und finde so von selbst .
einen Punkt, wo er sich naturgemäß spaltet, weitere anziehende Bildungen ti
entwielt, oder ih benüße den oder jenen durch den Bauzwe> geforderten d
Theil eines Gebäudes, ein passendes Ornament anzubringenz so wird den y
Griechen die Säule und der Druck der Last, die auf ihr liegt, zum Motiv se
des Capitäls u. s, w. =- Unter diesem Standpuncte der Fruchtbarkeit für 3
die wirkliche Darstellung betrachtet legt sich dann das innere Bild dem I
Künstler an das Herz, es wird ihm ein Anliegen und dieses Anliegen ein E
Beweggrund, daß si< das Bild durch seine Hand zur Objectivität durch- ei
arbeite. Ist diese Willensregung Entschluß geworden, so nennen wir das di
innere Bild Conception, Conception verhält sich zu dem blos innern de
Erzeugen des Phantasie -Bildes wie Empfängniß zur Liebe: das Bild, sc:
das zur Conception geworden, hat gefaßt, nämlich den Willen, oder um- sc
gefehrt, ver Wille hat das Bild gefaßt, befruchtet im Acte des Entschlusses, Y
daß es mit Nothwendigkeit wächst, um an's Tageslicht zu treten; kurz, bl
Conception heißt: das innere Urbild des Künstlers mit dem Entschluße, do
es darzustellen (vergl. Schleiermacher a. a. o. S, 262), in
2. Soll der Künstler sein inneres Bild prüfen können, ob es ar
reif sey, in die Objectivität überzugehen, so muß er die Stelle des be
Zuschauers einnehmen und es wie mit fremden Augen ansehen. Dazu m
genügt aber jekt die erste, rein innere Gegenüberstellung (8. 389) nicht G
mehr und ebenso wenig jener weitere Act, durch den der Künstler sein so
Inneres zu einer Welt von Zuschauern erweitert (8. 487 Anm.)z er muß in
vielmehr sein Bild in die Bedingungen des Raums und der Zeit hinaus- fin