Full text: Die Kunst überhaupt und ihre Theilung in Künste (3. Theil, 1. Abschnitt)

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Gegensäße, sich zu Accorden auflösende Dissonanzen entwickelt, an ver- 
schiedene Stimmen, Töne vertheilt, sie wechselnd und wieder sammelnd 
ndige sein, beschäftigt, so daß hier die Bewegung pausirt, zurückbleibt, während sie 
erschiedlich dort fortschreitet, dann das Zurücgebliebene nachrü>t und mit dem Vor- 
Glieder in geeilten sich in einen Knoten, wie in ein starkes, deutlich bindendes Gelenk 
ille stehen, zusammenfaßt, dann eine neue Theilung mit neuen Dissonanzen , Tren- 
geinander- nungen beginnt, um eine höhere, reichere Vereinigung vorzubereiten, und 
ein Geseß so fort, bis der Grundgedanke völlig erschöpft im Sc<hluße alle Töne und 
als unter- Tonreihen in Eins versammelt. Nun stellen die bildenden Künste zwar 
inzen wird ein ruhendes Bild vor das Auge, allein wie in der Natur selbst die 
vfgestellten Gestalt niht yon Ewigkeit da war, sondern sich werdend baut, wie der 
egen, die Künstler sein räumliches Werk aus dem Nichts erst heraufführt, so reißt 
sind: den der lebendig Schauende das fertige Werk gleichsam erst wieder ein, um 
. Contraste es neu aufzubauen. Die Formen, Farben, Lichter kommen in Fluß, 
thauen auf, um noc< einmal zu gerinnen, sie scheinen in dieser belebten 
Strömung zu klingen, kurz es ist Musik darin. Nur Ein Beispiel geben 
1 voraus- wir, um nicht zu viel vorzugreisen, aus diesem Gebiet, indem wir die 
len Einer s<on mehrfach erwähnte Laokoongruppe noc< einmal aufnehmen. Feuer- 
ft an sich bach (D. vatic. Apollo S. 63) sagt? „mit der Heftigkeit im Angesichte 
as Ganze des Laokoon contrastirt der mildere Ausdru> seiner beiden Söhne. An 
er andern ihnen bricht sich der Schrei des Entseßens, und die Gruppe wird statt 
3 zu brin- eines gellenden Unisono der harmonische Dreiklang der griechischen Plastik.“ 
Zewegung, Wir fügen zu diesen classishen Worten noch Folgendes (zum Theil nach 
5er: Innern Göthe „Ueber Laokoon“ W, B, 38): betrachtet man die Gruppe zuerst 
;geseß, in mit aufsteigendem Bli>, so hat man in den beiden Söhnen zunächst, den 
t: wir! ven s<on erwähnten milden Contrast: der jüngere, tödtlich gebissen, sinkt, den 
wesentlich rechten Arm no< hilfeflehend erhoben, zusammen , der ältere rechts ist 
entlich die no frei genug, um voll Sc<hre> und Mitleid zum Vater aufzublicen : 
em Sinne, in diesem ist ein Ruhepunct gegeben, wir athmen einen Augenblik 
€ entbin- auf, es ist ein Zuschauer in der Gruppe selbst, eine freiere , befreiende 
ewegungs- Mitte. Zu dem Bater siehen beide in einem doppelten Verhältniß: in 
Sdrüfliche dem des Contrafis, wie ihn Feuerbach bezeichnet, zugleich aber in dem 
in diesen der Vorbereitung; in ihm ist nämli< vereinigt, was in ühnen 
eine ihrer getheilt ist: eigene äußerste Noth und Mitleiden, er wollte sich selbst und 
rtfließende den Kindern helfen und erhält so eben den tödtlihen Biß in die Hüfte z 
:entuirtem, zugleich Streben und Leiden, indem er mächtig arbeitend so eben erliegt. 
mirtiien. So ist in ihm Alles, was die Gruppe bewegt, zur höchsten Spike zusam- 
1e, Stim- mengefaßt, aber von diesem Aeußersten steigt Bli> und Herz wieder 
aber dieß abwärts zu den Söhnen, um in dem rührenden Anbli> Milderung der 
el Strom Schreeken zu suchen, Dieser Rhythmus ist aber zugleih -ein Rhythmus 
| üm reihe der Linien? der Vater erhebt den ye<ten. Arm, wie der. jüngere .Sohnz 
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