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Feld, wobei sie Schafe, Ziegen und Schweine aufzählt (Art. 53),
dann auch eine ganze Reihe von Vieh (Pferde, Kühe, Kälber,
Schweine und Ferkel, Schafe, Hammel) ; besonders hohe Bußen wer-
den für Hengstfüllen und Milchkühe angesetzt (Art. 56). Viehhöfe
waren demnach vorhanden, Viehzucht wurde getrieben. War aber
der Viehstand von Bedeutung, konnte er für die Volksnahrung be-
stimmend sein? Zweifel daran müssen schon nach der Erzählung des
Kaisers Konstantin Porphyrogenetes aufkommen, nach des-
sen Bericht Rußland weder Kühe, noch Pferde und Schafe gezüchtet,
dagegen Vieh von den Petschenegen erworben haben soll. Vielleicht
wird hier die Sache etwas übertrieben, doch im großen ganzen
stimmt wohl diese Ansicht mit anderen Quellenangaben überein,
laut denen die Russen ihr Vieh vorzüglich von den Steppen-
bewohnern bezogen. Die Nomaden besaßen ja zahlreiche Viehherden,
die ihren Reichtum bildeten, und die Aufzucht von Vieh war ihr
einziger nationaler Produktionszweig. Die immerwährenden Heeres-
züge der russischen Fürsten gegen die Steppennomaden waren An-
laß genug, ihre eigene Viehhaltung durch eroberte Herden zu meh-
ren, vielleicht waren diese Züge dadurch auch mit verursacht. Es
lassen sich zahlreiche Angaben der Chroniken über Züge gegen
Polowzer und Tataren beibringen, die große Bestände von Vieh
aller Art, Pferde, Rinder, Schafe, auch Büffel und Kamele ein-
brachten. Daneben erhielten die russischen Fürsten von den No-
maden auch Vollblutpferde als Geschenke dargebracht; besonders
aber waren tatarische Hengste, auch ungarische Rosse ein Gegen-
stand lebhaften Handelsverkehrs. Dies alles brachte den Fürsten
die großen Herden ein, die die Quellen so oft erwähnen; daher
kommt der Marstall mit den Stallknechten, den Stallmeistern —
Tiunen — und dem Oberstallmeister als Vorgesetzten des ganzen
fürstlichen Marstalles, die im „Russischen Recht‘ genannt werden
(zweite Red., Art. 5; dritte Red., Art. 13).
8 5. Gewerbliche Anfänge.
Grabhügel, die der ältesten Geschichtsperiode Rußlands, dem
vorchristlichen Zeitalter, angehören, weisen bereits Funde auf, die
nicht bloß von Ackerbau, Viehzucht und Fischfang zeugen, Son-
dern auch in Gewerbeerzeugnissen mancher Art bestehen. So wird
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