Full text: Die Malerei (3. Theil, 2. Abschnitt, 3. Heft)

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ein andermal mag es anders sein. Der Zuschauer bleibt also frei, aber iv 
er denkt jezt nicht an diese Freiheit z er weiß um sie, aber dieß Wissen schl 
bleibt s<lummernd liegen und zwanglos läßt er sich zwingen, so zu au 
schauen, als sei dieß der einzig richtige Standort. =- Endlich muß nun den 
auch im Kunstwerke sich realisiren, was schon in der zu Grund liegenden De 
Art ves Sehens an sich liegt, was wir bei der Farbengebung bereits wieder Hy 
aufgefaßt haben, und was insbesondere bei dieser lezten Erwägung schon den 
mitberücksichtigt ist: das unbestimmt Gebildete, das elementarisch Ausge- vin 
dehnte und Ergossene war mit den geschlossenen Gestalten gleichzeitig in Ac 
Cinem Bli> angeschaut, so wird es auch mitdärgestellt, Von objectiver 
Seite ist es die Nachbildung auf der Fläche , welche dieß mit sich bringt, 
aber die Fläche ist selbst nur der Niederschlag des Sehkreises oder eines 
Ausschnitts desselben. Es ist denn eine weitere grundwesentlihe Eigen- 
schaft der Malerei, daß sie den sogenannten Grund, nämlich alle elemen- 
tarische, botanische, auch alle durch Menschenhand gebildete Umgebung den 
höheren, geschloßneren organischen Gestalten mitgibt. Hiedurch schließt 
sie (vergl. Hegel a. a. O, Th. 3. S. 141.) mit der Plastik auch die 
Baukunst in dem Sinn in sich, daß sie vereinigt, was jede dieser Künste 
gab, und damit ausfüllt, was jeder fehlt: die leiztere hatte einen Raum 
und fein Subject für denselben, die erstere umgekehrt (vergl, 8. 599, 2.), 
die Malerei faßt Beides zusammen, -- Diese Festsiellung der allgemeinsten 
unterscheidenden Eigenschaften der Malerei führt nun auch sogleich auf 
eine Veränderung des Verhältnisses zwischen Erfindung und Ausführung: 
in der Baukunst und Plastik fielen beide an verschiedene Organe ausein- 
ander, weil die Ausführung oder wenigstens ein Theil derselben eine mas- 
senhaft grobe Arbeit forderte 3 in jener war die Spaltung natürlich völli- 
ger, als in dieser, Die Darstellung auf der Fläche aber ist des gröberen 
Kampfes mit der Materie ledig, flüssiger geht das innere Bild durch die 
Hand in die Außenwelt über 3 es entsteht eine neue Welt yon Sc<hwierig- 
keiten, aber sie sind anderer Art und fordern von Anfang bis zu Ende 
die eigene Hand des Erfinders. Die Copie des vollendeten Kunstwerks 
wird dagegen nothwendig schwerer, eben weil es nicht in wirkliher Räum- 
lichfeit völlig na<meßbar dasteht und der Nachbildende in eine Technik ein- 
dringen muß, die als Ganzes, von Anfang bis zu Ende eine yom Geiste 
des Erfinders beseelte ist. 
S. 650. 
Dieser Fortgang zur Uebersehung des räumlichen Daseins in einen bloßen 
Schein auf der Fläche ist nothwendig mit wesentlichem Verluste verbunden: 
verloren ist die nakurvolle Gediegenheit, die Ruhe im vollen und ungetheilten 
Dasein, die Oewichtigkeit, die dem Bildwerke den Ausdruck des Monumentalen
	        
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