Full text: Die Musik (3. Theil, 2. Abschnitt, 4. Heft)

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Lebensgehalt erfüllte Grundstimmung des Individuums legt sich nun in 
die einzelne Stimmung, wie sie durc) den Moment und seine Anlässe 
gegeben ist, und hiemit zieht sich der Begriff des Individuellen, d. h. des 
Einzelnen, das seine nur ihm eigene Farbe hat, noch fester und enger an. =- 
Nun haben wir das Gefühl als eine rein subjective (obwohl an der 
Schwelle der Oeffnung zum Object sich hinbewegende) Geistesform kennen 
gelernt, die ebendarum „unsagbar“ ist, wir haben jedoch immer in Aussicht 
gestellt, daß sich eine andere Form, als das Wort, für ihre Mittheilung 
finden werde; jeht dagegen tritt noch dieß Individuelle hinzu und erhöht 
die Schwierigkeit. Das rein Individuelle ist in gewissem Sinn immer 
incommensurabel; in der Malerei aber konnte dieß Incommensurable kein 
Hinderniß der Darstellung , Mittheilung, des Verständnisses sein, denn es 
schlägt sich in der sichtbaren Form nieder, in der es uns Überhaupt geläufig 
umgibt, hier dagegen, wo Alles im Schooße der Innerlichkeit verläuft, 
scheint nun der zu findenden Mittheilungsform in dieser neuen Instanz ein 
unübersteigliches Hinderniß zu erwachsen, indem sich der Zweifel aufdrängt, 
ob dieß Eigenste, diese dunkle Tiefe überhaupt und vollends ohne allen 
Anhalt des deutlichen Unterscheidens von Objecten sich soll verständlich 
machen können. Dennoch gilt hier ganz dasselbe, was von der sichtbaren 
Form: jede unendliche Eigenheit der individuellen Gestalt ist doch nichts 
Anderes, als eine so nur auf diesem Puncte gegebene Mischung und 
Complication der allgemeinen Gaitungsform und daher auch der Gattung 
verständlich und einleuchtend, ebenso ist die individuellste Stimmung des 
Gefühls doch nichts, als eine nur auf diesem Puncte eigenthümlich gege- 
bene Proportionsmischung der Elemente des Gefühls, welche der Gattung 
gemeinschaftlich sind, so daß auch die individuellste Gestaltung des Gefühls- 
lebens von Jedem verstanden wird und verstanden werden muß, in welchem 
überhaupt dasselbe nicht zurückgeblieben oder verkümmert ist; was aber die 
Mittheilungsform betrifft, so muß, wenn überhaupt eine solche für das 
Gefühl sich findet, dieselbe auch ihre Mittel zum Ausdrucke des Individuell- 
sten mischen können. So kommt denn dem Schönen in Gefühlsform die- 
selbe Allgemeinheit und Nothwendigkeit zu, wie, mit Kant zu reden, dem 
Geschmacksurtheil in allen andern Gebieten. 
2. Es könnte scheinen, als sei durch den Uebertritt in das neue Element 
unser Grundbegriff des Schönen verloren gegangen. Allerdings steht, 
wenn wir das Schöne als die Idee in der Form begrenzter Erscheinung 
bestimmen, die objective Deutlichkeit der sichtbaren Erscheinung (welche 
innerlich vorgestellt in der Poesie sich wieder herstellt) im Vordergrunde dessen, 
was dieser Begriff umfaßt, und es bleibt bei dem, was in 8. 746 gesagt 
ist. Allein es ist doch die objective Welt, welche im Gefühl aufgelöst, 
in ein anderes Element, in das Subjective überseßt ist, es ist die Raum- 
= x
	        
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