Full text: Die Musik (3. Theil, 2. Abschnitt, 4. Heft)

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Musik ganz naturgemäß annimmt. = Die Figuration der horizontalen Linie 
ist nur die eine, abstracte Seite des Tanzes, die positive, concrete die Be- 
wegung, wie sie sich während der Ortsveränderung und eben in deren 
verschiedener Qualität über die ganze Gestalt nach allen Richtungen ver- 
breitet. Die physiologische Wirkung, vermöge welcher die Musik in die 
Nerven, die Glieder und so in unwillführliche Bewegung übergeht, wird 
zum Gegenstande der Kunstthätigkeit und die Bewegung so zu einer gemessenen 
und geordneten Ausstrahlung des idealen Gefühlspuncts der Seelen- 
Erregung in das Sichtbare, in den Raum. Hier ist nun eine doppelte 
Seite zu unterscheiden: die Schönheit der Bewegungen ohne bestimmtere 
Beziehung auf einen Inhalt, der zum Ausdruc> kommen soll; wie ja in 
der Musik selbst, auch abgesehen davon, daß das Innerliche, was sie aus- 
drückt, in gewissem Sinn immer unbestimmt bleibt, ein formellerer Genuß 
2.) des Schwebens und Wiegens in den Wellen der Töne von der gleichzei- 
hm tigen tieferen Bewegung der Seele zu unterscheiden ist. Neben dem Spiele 
rt; der Füße, des Rumpfes ist das der Arme und Hände (die im modernen 
th- Ballet- Tanz so elend unthätig sind), das Neigen und Beugen des Kopfes 
zen wesentlich: „ste rührt sich, die Cymbeln zum Tanze zu schlagen, sic weiß 
ng, sich so lieblich im Kreise zu tragen, sie neigt sich und biegt sich und reicht 
ick. ihm den Strauß“. Die plastische Schönheit der menschlichen Gestalt wird 
ing zu lebendiger Musik, die Musik wird plastische Schönheit. Die Anmuth, 
ter die Welle des Runden und Weichen als Ausdruck der fließenden, rinnenden 
1d- Natur des Tons ist so sehr Grundbestimmung, daß sie auch die Gegensäße 
der des Schönen, wie sie in jeder leidenschaftlich starken, in der männlichen 
uß Bewegung gegenüber der weiblichen, und im Grotesk- Tanz hervortreten, 
beherrschen und mildern muß. Zu der Bewegung des übrigen Körpers 
fommt nun als bestimmterer Seelen-Ausdru> noch wesentlich die Mitwir- 
zU- kung der Gesichtszüge. Dieß Moment führt uns dann unmittelbar zu der 
zu nähern Aufgabe der Tanzkunst: nämlich den spezifischen Inhalt, die quali- 
sti- tative Stimmung der Musik in der Aufeinanderfolge der Bewegungen aus- 
<e zudrücken. Wie beschaffen solcher Inhalt sei, läßt sich nicht näher bestimmen, 
zu ehe man auf den großen Unterschied des antiken und des modernen Tanzes 
en eingeht; was aber das Verhältniß zu der Musik betrifft, so ist klar, daß der 
<- Tanz weniger und daß er mehr sagt, als sie. Weniger: denn in der Dar- 
nz stellung für das Auge durch die Bewegung geht verloren jene Unendlichkeit 
er- in der Musik, die in irgend ein Gefühl die ganze Gefühlswelt legt und 
nit ebendaher durch kein anderes Ausdrucksmittel zu erschöpfen ist; mehr, denn 
jo das Unbestimmte wird bestimmt, wie denn 3. B. trauriger, ängstlicher, 
'es banger, heftiger, beschleunigter, heiterer . Ton als traurende, fürchtende, 
U- zürnende, versöhnte und glückliche Liebe zur Erscheinung kommt. , Es treten 
nd nun aber hier verschiedene Stufen der Bestimmtheit des Ausdrus ein, 
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