Full text: Holländische Wirtschaftsgeschichte ([4])

Vorwort. 
Der Aufforderung des Herausgebers dieses Handbuchs, eine 
holländische Wirtschaftsgeschichte zu schreiben, bin ich nicht ohne 
Bedenken gefolgt. Es bedeutet doch immer ein Wagnis für einen 
Schriftsteller, ein Auslandsgebiet zu betreten, zumal wenn dieses 
selbst über zahlreiche vortreffliche, fleißig tätige Arbeitskräfte ver- 
fügt. Aber im Hinblick darauf, daß seit Haller, Büsch und 
Niebuhr sich bis in die neueste Zeit viele deutsche Gelehrte 
mit der Geschichte und dem Wirtschaftsleben der Niederlande be- 
schäftigt haben — es sei nur an Osiander, Laspeyres, Groß- 
mann, neuerdings Pringsheim, Rachfahl, Frost, Wätjen, 
Haepke u. a. erinnert —, habe ich jenes Bedenken zurück- 
gestellt. Zweifellos sind die Arbeiten dieser Männer für die Er- 
kenntnis der holländischen Vergangenheit nicht unnützlich ge- 
wesen, ja haben sie jede in ihrer Art gefördert. Das gab auch mir 
den Mut, mich auf das Glatteis eines ausländischen Arbeitsgebiets 
zu wagen. Mehrjährige Studien in holländischen Archiven, die mich 
seit 1890 wiederholt in das eigenartige Land geführt haben und 
als deren Ergebnis die Veröffentlichung einiger kleinerer, die deutsch- 
holländischen Wirtschaftsbeziehungen behandelnden Schriften folgte, 
hatten mich überdies in engere Fühlung mit der holländischen 
wissenschaftlichen Literatur, soweit sie die Geschichte des Staats 
und der Wirtschaft betraf, gebracht. Dadurch wurde mir der Ent- 
schluß, die mir angetragene Aufgabe zu übernehmen, wesentlich 
erleichtert. 
Als Ausgangspunkt der Darstellung war die Begründung der 
Vereinigten Niederlande durch die Utrechter Union zu nehmen. 
Wenn auch das Wirtschaftsleben des Landes durch dieses Ereignis 
nicht in dem Maße eine Neugestaltung erfuhr, daß jede Verbindung 
mit den vorher bestandenen Verhältnissen abgebrochen wurde — 
im Gegenteil beruhen auch weiterhin die inneren Zustände und die
	        
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