Zünfte zu durchbrechen und sozusagen eine Bigamie zu begehen.
Ich habe nach keiner zweiten solchen Ehe verlangt; denn ich hatte
an der Heirath der Doctorehre einer einzigen Zunft schon genug
und konnte mein weniges Geld besser als zur Erstehung von
weitern Doctordiplomen brauchen. Der andere Eidespunkt, dessen
ich mich mit stets steigendem Humor immer wieder erinnert habe,
bestand in dem Gelöbniss, die Wissenschaft nicht zum blossen
Zank zu gebrauchen. Ich denke, was mich betrifft, so habe ich
diese Verbindlichkeit redlich gewürdigt. Für die volle Einhaltung
einer solchen Bestimmung genügte aber der gute Wille und das
gute Verhalten des einen Theils nicht, und mir gegenüber haben
es die Würdenträger der amtlich privilegirten Wissenschaft nicht
an Missbrauch ihrer Befugnisse und ihres Einflusses fehlen lassen.
Der Krieg hängt nicht von einem Theil allein ab, und mir ist er,
ungeachtet ausdauernder Langmuth, schliesslich aufgenöthigt wor-
den. Gesteigerte Verfolgungen haben mich im Laufe der nächsten
Jahrzehnte für meine Sache und Existenz zur Anspannung aller
Wehrkraft gezwungen. Der Universitätsdoctor von 1861 ist so
schliesslich zum Doctor für manche Schäden und zum freien
Lehrer der Gesellschaft geworden. Er hat stets nur ein einziges
Ziel gehabt, nämlich Wissenschaft und Wahrheit zur wohlthätigen
und. positiven Anwendung zu bringen und den persönlichen Krieg,
den man ihm gemacht hat, mit dem geringsten Maass von Gegen-
wehr zurückzuweisen, welches für diesen Zweck ausreicht. Viel
angefeindet und geschädigt, hat er auch nach vielen Seiten Front
zu machen und in vielen Richtungen auszugreifen gehabt. Ohne ;
diese Gegenwehr würde er nicht am Leben und der Leser nicht }
in der Lage sein, von ihm etwas zu vernehmen.
Wir sind indessen noch bei dem Anfang. Der Universitäts-
doctor ist ohne besondere Anstrengungen fertig; aber der Wissen- ;
schafter und Schriftsteller soll sich die Bahn in das Leben noch '
erst brechen. In seinem Geist hat er zwar eine Menge von Ar- k
beit gethan; aber diese Ausrüstuug verschafft an sich noch .
keinen Zugang zu den Bedingungen äusserer Bethätigung, lite-
rarischer Wirksamkeit und materieller Existenz. Der Leser 'be-
denke das Ganze der Lage, wie es sich damals für mich ergab.
Mit meiner Promotion war auch meine Erblindung zusammenge-
fallen, und innerhalb eben dieser Wochen hatte ich auch meine
Tante Charlotte verloren. Ohne Augen und ohne jeden Beistand
Anderer, nur auf das knapp bis zum Jahre 1863 reichende Geld
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