Full text: Sache, Leben und Feinde

Wer etwa das Verhalten der Staatsregierung gegen mich mit 
dem Einfluss der: politischen Parteien und gelehrten Coterien ent- 
schuldigen wollte, möge bedenken, dass es nicht nothwendig war, 
solchen Einflüssen nachzugeben. Allerdings ist an die Stelle eines 
Volkskönigs, wie es Friedrich II von Preussen in bedeutendem 
Maasse war, in unserer Zeit eine Ministerialregierung‘ getreten, die 
statt mit der ganzen Gesellschaft mit ihren privilegirten Bruch- 
stücken d.h. mit den tonangebenden Parteien rechnet. So völlig 
abhängig war aber denn doch ‚diese Ministerialregierung von den 
Insinuationen der Parteien und insbesondere der sogenannten libe- 
ralen Parteien nicht, dass sich hieraus das Verhalten gegen mich 
beschönigen liesse. Grade die sogenannte liberale Presse hatte 
meine Entfernung verlangt, während sich die andern Organe mehr 
neutral oder wenigstens schweigend verhielten. Hatten die Par- 
teien der andern Organe für mich auch kein positives Interesse, 
so wollten sie doch wenigstens nicht mit den Juden in dasselbe 
frivole Horn blasen. Wenn die Staatsregierung dem Verlangen 
der Compagnie der Professoren und der Judenpresse nachgegeben 
und den Facultätsantrag nicht zurückgewiesen, also von ihrem 
formellen und materiellen Recht des Schutzes gegen solche Ver- 
folgungen keinen Gebrauch gemacht hat, so mindert nichts die 
volle Verantwortlichkeit für eine solche Stellungnahme zur Sache. 
Was meine eigne Haltung den Parteien gegenüber anbetrifit, 
so konnte ‚ich Angesichts der Corruption, von welcher das Partei- 
wesen in allen Richtungen getränkt war, auf diesem Boden sicher- 
lich keine Anknüpfungspunkte und keinen Schutz. suchen. Das 
Publicum der sogenannten liberalen Parteien war zwar besser als 
seine judengenössischen Führer und seine jüdische Presse; aber zu 
ihm war eben nicht zu gelangen und es konnte sich unter der 
Vormundschaft nicht. selbständig regen. Ueberhaupt aber waren 
auch. meine Bestrebungen zu universell, um in _blossen Bruchtheilen 
der. Gesellschaft, die man Parteien nennt, aufgehen zu können. 
Ich hielt mich grundsätzlich immer so, dass meine Bestrebungen 
und Lehren weit und hoch genug ausgriffen, um mehr als einer 
Partei zu nützen. Aus ihnen konnten die verschiedensten Ele- 
mente, !soweit ihre Ansprüche und Interessen berechtigt waren, 
etwas entnehmen und für die Wahrnehmung ihrer Angelegenheiten 
lernen. Bei einer solchen, in jeder Richtung unabhängigen Hal- 
tung musste aber der unmittelbare und nächste Kampf für mich 
schwieriger werden; denn die Parteileitungen, zumal in corrupten
	        
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