Full text: Von Plato bis zum 19. Jahrhundert (1. Theil, 1. Abtheilung)

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A a Klasse von Kunsthistorikern ist nun eine se 
ahlreiche und ihre Vertreter besitzen solche Familienähnlichkeit, 
dafs — wenn” so schlechthin von „Kunstgeschichte“ gesprochen 
wird — gewöhnlich diese Art der Behandlung gemeint ist, womit ; 
diese also für die eigentliche und wahre Geschichte der Kunst er- Ö 
klärt werden zu sollen scheint. Es ist daher nach der Bedeutung, CO 
solchen historischen Standpunkts "zu fragen, um das Maafls und die G 
Grenze seiner Berechtigung zu bestimmen. Zuvörderst ist nun Die bir 
zu bemerken, dafs die Gesammtkerntnifs des geschichtlichen Ma- $ 
terials für die Arbeit des denkenden Geistes, welcher dasselbe in 
seinem organischen Ideenzusammenhang zu begreifen hat, eine selbst- 
erständliche Voraussetzung ist. Jedoch ist ein solches Begreifen. 
nur durch die Unter- und Ausscheidung des Nebensächlichen vom: 
Wesentlichen, des Zufälligen und Beiläufigen vom Nothwendigen 
und Charakteristischen überhaupt möglich. Die Kenntnifs eine 
jeden beliebigen Details, z. B. jedes irgendwie zu bestimmenden 
Datums, ist nicht nur unnöthig, sondern geradezu verwirrend und 
durch Abziehung vom substanziellen Gedankeninhalt störend, schon 
weil die blofse Massenhaftigkeit überhaupt zerstreuend wirken und 
einer gedanklichen Durchdringung widerstreben mufs. Dergleichen 
Unterschiede machen nun die Kunsthistoriker im obigen Sinne des 
Wortes entweder gar nicht oder doch nicht in hinreichendem Maafse; 
im Gegentheil, sie erscheinen um so gelehrter und folglich um so 
gröfser, je massenhafter und subtiler das Detail ist, welches sie für 
oder gegen die Richtigkeit eines an sich vielleicht ganz indifferenten 
äufserlichen Faktums anhäufen. Wenn der denkende Historiker 
alles Detail, das seiner Zufälligkeit, halber der Idee fremd ist, als 
leeres Stroh betrachtet, aus dem die Körner des Gedankens bereits 
ausgeschieden sind, bemühen sich die Handwerker der „historischen 
unstforschung“ grade dies Stroh unermüdlich zu dreschen und 
schliefslich zu einer Streu zusammenzutragen, worauf sich der Ruhm 
ihrer Gelehrsamkeit bettet. Da ihnen nämlich das eigentliche Kri 
terium für die Abschätzung des Wesentlichen und Unwesentlichen 
fehlt, welches allein in der Beziehung des Thatsächlichen zum in-, 
neren Fortschritt des geschichtlichen Geistes liegt, ihre Darstellung 
des Thatsächlichen aber gleichwohl nicht alles und jedes Kriteriums 
entbehren kann, so lassen sie sich mit solchen genügen, die wenig- 
stens den Schein einer gewissen Berechtigung haben: namentlich mit 
denen des „hohen Alters“ und der „Seltenheit“; wozu dann auch 
wohl noch die „Schwierigkeit“, etwas zu beschaffen, hinzutritt. 
Tierin stimmen sie also mit den Sammlern überein, für_ welche
	        
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