Full text: Von Plato bis zum 19. Jahrhundert (1. Theil, 1. Abtheilung)

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— ns ebenfalls die Rarität und das Alter eines Objekts die einzigen 
at Werthbestimmungen enthalten. Wenn ein solcher „Historiker“, der 
DEOCRen etwa eine Geschichte eines berühmten Malers, natürlich eines alten, 
m EM) schriebe, das Glück hätte, aus alten, ehrwürdigen Dokumenten, wie 
Ist tr Kaufskontrakten oder Baurechnungen, die er irgendwo im Winkel 
Meng )iner staubigen Rumpelkammer eines alten Rathhauses aufgestöbert; 
den „urkundlichen“ Nachweis zu führen, an welcher Stelle des 
je Hauses —- wollen sagen die Holzkammer gelegen, so wäre dies im 
a Sinne solcher Kunsthistoriker „eine unschätzbare Bereicherung 
elbe in des kunstgeschichtlichen Materials“. Von diesen Danaiden der Kunst- 
= wissenschaft sagt Schiller ebenso wahr, wie scharf: 
eoreifen „Jahre lang schöpfen sie schon in das Sieb und brüten den Stein aus, 
21. VOM Aber der Stein wird nicht warm, aber das Sieb wird nicht voll.© 
ade . Derartige Historiker lieben es denn, gewissermaafsen durch das 
S eines instinktive Gefühl der Unerquicklichkeit und Interesselosigkeit des 
menden] blofsen Aneinanderreihens von Fakten getrieben, ihren — gleichviel 
ad und ob durch selbsständige Forschung oder durch Kompilation erarbeite- 
, Schon en — Thatsachenstoff durch mehr oder weniger schönrednerische 
u ’hrasen gleichsam zu umkleiden, indem sie sich in den Einleitungen 
chen u den gröfseren Abschnitten auf’s Aesthetisiren legen. Es wird von 
8 des dieser Manier, welche nur ein weiteres Zeichen der diese ganze 
Tale: Klasse charakterisirenden Gedankenarmuth ist; später näher die Rede 
Im sein, so dafs wir uns hier an der blo/sen Erwähnung begnügen 
"gie fü lassen können. 
orenten 19. Besondere Abarten des reflektirenden Kunsthikorikers bilden 
A der gelehrte Kunstantiquar und, mit ihm verwandt, der Kunst 
it, als philologe. Der „Antiquar“ fällt in sofern mit dem Pedanten der 
aß Kunstgeschichte zusammen, als er zwischen Wesentlichem und Un- 
schen wesentlichem nicht hinlänglich unterscheidet und als auch ihm die 
nn und Kategorien der Seltenheit, des Alters u. s. f. weit über die eigent- 
Zah lichen ästhetischen Kriterien gehen. Beim „Philologen“ — soweit 
o Krl- er hier in Betracht kommt, d.h. wenn er entweder poetische Erzeug- 
"lichen isse der Alten oder philosophische Schriften derselben über Kuns 
m 1 behandelt — tritt nicht selten der Fall ein, dafs ihm die Unbefan 
lung genheit beim Beurtheilen des Inhalts über der Schwierigkeit, welche 
ADS die Form darbietet, abhanden kommt. Es herrscht nämlich zwischen 
a dem antiken Wort und dem modernen _eine noch viel gröfsere Diffe-, 
Pi renz als zwischen den entsprechenden Bezeichnungen desselben In 
SE halts bei verschiedenen modernen Sprachen. Wenn daher. z. B. da 
Pam ranzösische esprit weder durch „Geist“, noch durch „Verstand“ noch 
AH durch „Witz“ vollständig wiedergegeben, ebensowenig die deutschen.
	        
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