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arlegung und Beleuchtung der wesentlichen ästhetische U
Aussprüchs und Systeme. Nichtsdestoweniger darf hinzugefügt a
werden, dafs dieser Versuch einer kritischen Geschichte der Aesthetik Tal
auch hinsichtlich des stofflichen Inhalts der Vollständigste ist, dern Gt
bis jetzt angestellt wurde. * en
Hier aber stellt sich uns sogleich die Frage entgegen, wie über Mi
haupt eine Geschichte der Aesthetik, geschweige denn eine kritische A
möglich sei, ohne dafs sich die Kritik auf ein bestimmtes ästhe- “
isches System, aus dessen Principien sie einen festen Mafsstab ge- 4m
winnen kann, stütze. Hätten wir nämlich hier ein solches System z nn
Grunde zu legen, so bedürfte es ja zur Grundlegung desselben keiner, N
ritischen Geschichte der Aesthetik mehr. So werden wir durch 4
die Forderung der Grundlegung des Systems auf die Geschichte der
esthetik und von dieser wieder auf das System verwiesen: ein 5
logischer Cirkel, der den drohenden Anschein hervorruft, als sei © N
überhaupt unmöglich, einen festen Grund und Boden für die Be- N
gründung der Aesthetik, als wissenschaftlichen Systems, zu finden x
Um aus diesem für den Verstand unangreifbaren Cirkel herauszu-
ommen, giebt es nur ein Mittel, nämlich die obj ektiv-kritische
Methode. Ich verstehe hierunter nicht jene, auch von Vische
in Anwendung gebrachte Scheinobjektivität der dialektischen Methode
die im Wesentlichen darin besteht, mit einer Definition, z. B. m
„Aesthetik sei die Wissenschaft des Schönen“, zu beginnen, jedoch
it dem Zusatz, dals, „da jede Definiton nur Worterklärung, d.h.
autologisch sei, eine solche lediglich eine vorläufige Voraussetzung ent-
alte, deren Inhalt sich erst durch das System selbst zu rechtfertigen
abe“, Von solchem Anfang nämlich ist ein wirklicher Fortschritt nur
durch unmotivirte, aber als solche verdeckte Einführung fremder Be-
griffsmomente möglich; derselbe bleibt also, und mit ihm das ganze
System, mit einer Voraussetzung behaftet. Solche Scheinobjektivitä
ist der Anlafs gewesen, dafs, nicht immer mit Unrecht, den speku-
ativen Dialektikern der Vorwurf gemacht worden ist, sie behandelten
um das ihnen von vorn herein vor Augen schwebende Ziel des
Denkens unter jeder Bedingung zu erreichen, die Dialektik in einer,
Weise, dafs dieses Ziel bereits in den ersten, scheinbar unverfäng-
ichen Sätzen vorweg als das bestimmende und treibende Moment
des dialektischen Processes enthalten sei; mit andern Worten, der
‚anze Procefs der „dialektischen Selbstbewegung des Begriffs“ sei
ein spontaner Lebensprocefs, sondern lediglich eine automatische
Bewegung, nur dafs die künstlich treibende Feder verborgen gehalte
werde. Aber es wäre ein Unrecht, die Dialektik selbst für solche