Full text: Von Plato bis zum 19. Jahrhundert (1. Theil, 1. Abtheilung)

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zum „Hochtrabenden“ und „Pomphaften“, das Stürmische nicht 
zum „Wilden“ und „Zügellosen“, das Trockne nicht zum „Frosti- 2 I 
gen“ und „Nüchternen“ werden. Auch die Mischung der Arten in Weite 
ihrer Wirkung auf die Empfindung betrachtet er, z. B. das xAavoı- IS 
y&lmta*), eine Mischung von Weinerlich und Lächerlich, also das; dende 
was wir hinsichtlich des Grundes das „Tragikomische“ nennen wür- die 
den. In diesen Unterscheidungen ist er zuweilen von haarscharfer ya a 
Feinheit. Sonst aber ist auch bei ihm für die Aesthetik nicht viel „Cum 
zu holen. „SCH 
118. Etwas weniger einseitig als die vorgenannten Rhetoren „ VEr0UG 
betrachtet Dio Chrysostomus, ein Zeitgenosse des Quinetilian, „Je DS 
die Kunst, sofern er sich nicht blos auf den sprachlichen Ausdruck „18 
in der Eloquenz und Poesie beschränkt, sondern auch gelegentliche „KOCHER 
Vergleiche dieses Gebiets mit den andern Künsten anstellt. Von „aller 
besonderem Interesse ist der durch ihn zum ersten Mal geltend ge- A 
machte Gedanke, dafs das Ideal für das künstlerische Gestalten kein U 
schon vor diesem mit aller Bestimmtheit in der Phantasie des Künst- haben, 
lers vorhandenes Vorbild — wie es z. B. noch Cicero falst?) — Geb. 4 
sei, sondern erst durch das Gestalten selbst sich auch für sich £ 
die Vorstellung realisire. Wenn er nun auch diesen Gedanken d. 2. 
nicht mit solcher Schärfe auffafst, so liegt doch das Bewulfstsein träge, 
davon in dem Ausspruch, dafs die Götterideen, überhaupt die reli- gen If 
giösen Vorstellungen, zwar ihrem allgemeinen Inhalt nach in ange- GEWISSE 
bornen Empfindungen beruhen, in ihrer bestimmten Form aber den Schärf 
Dichtern und bildenden Künstlern zu verdanken seien. Nach aller lich g 
Dürre und Dürftigkeit des Reflektirens, welche wir bei den bisheri- auch 
gen Vertretern der alexandrinischen und römischen Kritik fanden, tete, S 
erfrischt dieser wahrhaft geistvolle Gedanke um so mehr. „Homer des al 
„und Phidias“ — bemerkt Dio Chrysostomus — „nehmen die Men- werde 
„schengestalt zur Darstellung ihrer göttlichen Wesen, und daran auch 
„thaten sie recht, denn Einsicht und Vernunft, an sich unsichtbar, ren 
„verkörpern sich unter allen Erscheinungen der Natur am reinsten A 
„und höchsten im Menschen, und wie der menschliche Geist der iM 
„Vollkommenste Ausdruck des göttlichen Geistes, so — dürfe man Kun 
„folgern — sei auch der menschliche Körper der göttlichste. Nach- In 
„dem so Phidias seinen olympischen Zeus geschaffen, sei es unmög- Als 
„lich gewesen, den höchsten Gott sich unter einer anderen Form vor- I 
„zustellen. Dies sei der wirkliche Zeus, denn seine Gestalt sei ent- Or 
*) Demetr. de elocutione 28. Vergl. auch Westermann: Geschichte der Beredsam- 
keit bei den Griechen und Römern Bd. II, S. 132 ff. und Müller Geschichte der Theorie 
der Kunst bei den Alten II, p. 240—-243. — 2?) S. oben S. 215.
	        
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