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a „sprungen aus der höchsten künstlerischen Intuition“!). Das sin
3 in der That gewichtvolle Worte voll echt philosophischen Geistes.
Zn eiterhin geht er auch auf eine Vergleichung der künstle-
Ba ischen Thätigkeiten ein, namentlich des Dichters und des bil-
AS das denden Künstlers, indem er — auch hierin zum ersten Mal — au
SD Wü die dankbarere Stellung des ersteren gegenüber dem letzteren hin-
Sal weist. „Nicht nur besitze die Sprache ein unendlich gröfseren Reich-
ht yi thum an Darstellungsmitteln als Stein und Farbe, sondern das
Schaffen sei auch nicht mit solchen materiellen Schwierigkeiten
„verbunden?). Dazu komme noch, dafs der bildende Künstler au
chin die Darstellung eines einzelnen Moments beschränkt ist, in welchem
A asürch er also das ganze Wesen des Dargestellten, z. B. eines Gottes,
SENillche koncentriren müsse, während der Dichter alle Seiten desselben 1
1 Ta „aller Mannigfaltigkeit und konkreten Bestimmtheit des Handelns
itend ge- uns vor Augen zu legen vermöge.““
ten kein Der letzte in dieser Reihe der Kritiker, den wir zu erwähnen
s Künst- aben, ist Lucian, welcher bereits dem 2. Jahrhundert nach Chr.
st”) — eb. angehört. Ursprünglich als Steinmetz arbeitend, widmete €
ich später der Rhetorik und machte als solcher „Kunstreisen“,
edanken d. h. er hielt — wie das ja noch heute Sitte ist — Wandervor-
alstsein träge, in denen er die Blasirtheit und Zerfahrenheit in den damali-
die reli- gen literarischen und künstlerischen Zuständen geifselte. Mit einem
in ange- vewissen Anflug epikureischer Anschauung wandte er sich mit gro(ser,
ber den chärfe nicht nur gegen die Stoiker und Cyniker, sondern nament-
ch aller ich gegen die Sophisterei des damaligen Philosophirens und dan
(bisher auch gegen die neue Religion der Christen, von welcher er behaup-
anden, ete, sie sei, wie überhaupt alle Religion, nur eine besondere Form.
„Homer des aus Furcht oder Hoffnung hervorgegangenen Aberglaubens. E
ie Men- werden eine Menge Schriften von ihm erwähnt, unter denen sich
1 daran auch einige die Kunst speciell betreffende befinden. Von dem rich-
jchtbar, igen Grundgedanken ausgehend, dafs nicht die blofse Neuheit un
Feinsten Auffälligkeit der Darstellung, sondern der geistige Gehalt der Erfin-
bist der dung und die Schönheit der Form maafsgebend für den Werth eine
fo nal Kunstwerks sei, wendet er sich besonders gegen die seichten Kunst-
Nach- kritiker der damaligen Zeit, welche ein Kunstwerk so beurtheilen,
als sei der Künstler mit dem Gaukler und Taschenspieler auf eine
Pt Stufe zu stellen. — Seine Kunstkritik beruht so zwar auf gesunder
alt rundlage; da sie aber nicht sowohl in positiver Weise auf dieser
fortbaut, als daran nur einen Maalsstab_für seine negative Kritik
. 1) ’Olvum., A6yos (oratio 12) in der Aldina p. 141 £. — 2) A. a, OO. p. 146,