Full text: Von Plato bis zum 19. Jahrhundert (1. Theil, 1. Abtheilung)

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„Jdeals“ besteht eben in der Besonderung und Individualisirung; ergle 
die Aufhebung der Unterschiede der charakteristischen Schönheit Tech 
hebt die Schönheit, ja die Gestalt überhaupt auf. * Ausgll 
120. Eine eigenthümliche Art der damaligen Kritik war die die X 
epigrammatische; und hier ist es denn allerdings vorzugsweise. Tasse 
die Treue der Naturnachahmung, die „Natürlichkeit“ der Dar- 
stellung, welche oft einen begeisterten Anklang fand. So sind es 
bald die „Pferde“ des Apelles, welche von wirklichen Pferden 
(ihrer Natürlichkeit halber) angewiehert, bald „die Trauben“ des 
Zeuxis, die von Vögeln angepickt sein sollten (ein Kunststück, 
das von Parrhasius noch dadurch übertroffen worden, dafs er einen 
Vorhang darüber gemalt, der den Zeuxis selber so getäuscht, dafs 
er ihn habe fortziehen wollen), bald die „Kuh“ Myrons, ein 
Erzwerk, das einen Stier lüstern gemacht und von Bremsen um- 
schwärmt worden sei, und Aehnliches mehr, was die Dichter zu 
lobenden Epigrammen begeisterte. Auch die Komödiendichter übten 
hin und wieder solche epigrammatische Kritik, namentlich die römi- 
schen, wie Plautus; ebenso andere Dichter, wie Catull, Ovid, 
Martial, jedoch meist nur zur Vertheidigung ihrer eignen lockeren 
Muse, besonders aber Horaz, dessen in der Form eines „Briefes 
an die Pisonen“ geschriebene Poetik manche verständigen und takt- 
vollen Vorschriften über die verschiedenen Arten und Style zu dich- 
ten giebt, im Uebrigen aber mit der „Poetik“ des Aristoteles in 
gar keinen Vergleich zu stellen ist. 
121. Wenn man so auf den Gang, den das ästhetische Be- 
wufstsein des Alterthums seit Aristoteles bis hieher eingeschlagen 
hat, zurückschaut, so erkennt man, dafs das Interesse an dem AN- 
gemeinen, an dem gedanklichen Inhalt des Gebiets des Schönen und 
der Kunst, fortwährend abnimmt und sich begrenzt, der Flufs des 
ästhetischen Reflektirens nicht nur schmaler, sondern auch seichter 
wird, bis er sich schliefslich in das dünne Büchlein praktischer 
Regeln „für Dichter oder solche, die es werden wollen“, verläuft. 
Von einer allgemeinen Ueberschau über das organische Gesammt- 
gebiet ist nun gar nicht mehr die Rede, denn dazu gehört eben 
eine Höhe des Standpunkts, welche einen weiten Horizont zu über- 
schauen gestattet. Und so scheint es denn, als ob gegen das Ende 
des zweiten Jahrhunderts nach Chr. Geb. die Aesthetik überhaupt 
{für das Alterthum ihr Ende erreicht hahe. Da tritt uns plötzlich, 
gleich einer verklärenden Abendröthe, die alexandrinische Philosophie 
entgegen, welche nach der langen Dürre und Unfruchtbarkeit des PTO- 
saischen Nachmittages die Antike noch einmal in einem neuen Lichte
	        
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