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bestimmt er die ethische Schönheit durch das
Verhältnifs des formal-Schönen zum Guten, womit
zum Theil der rein ästhetische Boden verlassen
wird.
$ 15. Diesen objektiven Erscheinungsweisen des
Schönen tritt nun zweitens das Kunstschöne;
als die subjektive Gestaltung der Idee, gegenüber,
welche bei Aristoteles ungefähr dieselbe Stellung
einnimmt, wie bei Plato das sogenannte „absolute
Schöne“, womit aber, als einem leeren Abstrak-
tum, sich Aristoteles gar nicht befafst. — Bei der
Bestimmung des aristotelischen „Kunstschönen“
kommen zwei Momente in Betracht, die er indefs
noch nicht in ihrer Wechselbeziehung betrachtet,
nämlich die Begriffe der uiunoıWÖ@ und der KAT AQ0L6.
Die Nachahmung ist die Quelle und Ursache des
Kunstschönen im Sinne ideeller Gestaltung, die
Reinigung der Leidenschaften das Ziel und die Wir-
kung derselben; beide aber wurzeln in dem ge-
meinsamen, das Kunstschöne als solches bestim-
menden Begriff der Idealisirung, deren objek-
tive und subjektive Seiten sie ausdrücken, sofern
die „Mimesis“ die ästhetische Reinigung der ob-
jektiven Wirklichkeit nach Maafsgabe der Idee,
die „Katharsis“ die ästhetische Reinigung des
schauenden Subjekts selbst bezweckt. Auch ihr bei-
derseitiger Inhalt ist derselbe: nämlich Gemüths-
stimmungen, Leidenschaften und Handlun-
gen sind es, die sowohl durch die Kunst nach-
geahmt, als auf welche hin die künstlerische
Wirkung ausgeübt werden soll. Als die Quellen
des künstlerischen Nachahmens selbst bestimmt
Aristoteles das natürliche Genie und die Phan-
tasie, welche entweder getrennt oder gemeinsam
schaffen.‘ ‘Ihr Produkt ist das Kunstwerk. —
$ 16.00 Die Kunstwerke fallen nach den verschiedenen
Mitteln _des_Nachahmens, nämlich Form, Farbe,