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das Drama die höchste, die bildende Kunst die gerın-
gste Katharsis besitzt, verleiht nun auch den Kün-
$ 17. sten im Verhältnifs zum öffentlichen Leben
nnd besonders zur Jugenderziehung eine bestimmte
Stellung; und in dieser Hinsicht giebt er Vor-
schriften über die Ausübung der Künste, indem
er alle solche Kunstübungen verwirft, die, weil
sie der kathartischen Wirkung widerstreben, ba-
nausischen Charakters sind. Das Banausische
besteht für ihn in dem Gegensatz zur Idealisirung
der Mimesis und Katharsis, d. h. in der Entidea- I
lisirung. A
$ 18. Die dem Aristoteles folgenden philosophischen r
Schulen, namentlich die Peripatetiker, Stoiker -
$ 19." lund Epikureer; weiterhin dann die Eklektiker: m
$ 20..)endlich die kritischen Grammatiker und m
Rlıetoriker kommen ebensowenig wie einzelne m
$ 21. ausübende Künstler, von denen ästhetische ie
Aussprüche bekannt geworden sind, für die Wei- üb
terentwicklung der Aesthetik in wesentlichen Be- 0
tracht; vielmehr bemerkt man, wenn man auf den S
Gang, den das ästhetische Bewufstsein des Alter-
thums seit Aristoteles bis in das zweite Jahrhun-
dert nach Chr. Geb. nimmt, zurückschaut, eine
fortwährende Abnahme an Interesse für den all-
gemeinen Inhalt des Gebiets des Schönen und
der Kunst, bis der sich immermehr einengende ;
Flufs der antiken Aesthetik nicht nur schmaler,
sondern auch seichter wird und schliefslich im
Sande konventionellen Reflektirens verrinnen zu
wollen scheint. Da erhebt sich zuletzt noch, an
der Schwelle einer neuen Zeit und bereits ange-
weht von der Ahnung einer neuen Weltanschauung;
die antike Philosophie und mit ihr die Aesthetik
zur höchsten Stufe der spekulativen Intuition in
der alexandrinischen Schule und besonders
in Plotin.