Full text: Von Plato bis zum 19. Jahrhundert (1. Theil, 1. Abtheilung)

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de n eine neue Weltanschauung, welche, durch das Christenthum ge- 
MI weckt, auch ihn tief berührt hatte, dennoch seinem Gefühl nach fest 
2A UM im Alterthum, d. h. im intuitiven Denken, wurzelt; das andere, dafs 
AUSQrüCk er trotz der Unmöglichkeit, sich von dem mütterlichen Boden des 
Ten: u Alterthums ganz loszureifsen, doch wieder fortgerissen wird z 
On jener höheren Weltanschauung. Hiedurch kommt er gleichsam in ei- 
DE nen geistigen Strudel hinein, der seinem Philosophiren oft den Cha- 
akter ahnungsvoller Dunkelheit und orakelhafter Unbestimmt- 
Sens {gr eit verleiht. Zugleich zeigt im Zusammenhange damit weiterhi 
En AD seine Weise des Philosophirens nicht selten das Gepräge einer Ueber- 
fen Inte schwenglichkeit, welche an Plato erinnert; aber hinter diese 
f A Schein der Ueberschwenglichkeit birgt sich immer ein wahrhaf 
Den, aber konkreter Gedanke, so dafs sie nie den Charakter phrasenhafter 
hen Schönrederei annimmt; denn überall erkennt man, dafs ihm nichts 
A ferner liegt als jene abstrakten Ideale, deren Schilderungen bei 
Richtung Plato ihrer Leerheit wegen nicht blos formell, sondern auch sub- 
za stanziell überschwenglich erscheinen. So ist es auch mit den Wider- 
er Pinzel. sprüchen bei Plotin: sie sind nur scheinbar und beruhen im Wesent- 
A und ichen darauf, dafs er dasselbe Wort z. B. das „Gute“ einmal im 
a antiken, etwa im platonischen Sinne gebraucht, um es dann später, 
/epsenken sobald er tiefer in das Wesen eindringt, in völlig veränderter Be- 
m deutung, ja geradezu als Gegensatz zu dem anfänglichen Begri 
et aufzufassen und anzuwenden. — Jene Dunkelheit nun und dieses 
Sase und scheinbare Sich-Widersprechen bereiten sowohl in formeller wie in 
TI materieller Beziehung oft grofse Hindernisse für das klare und kor- 
er (est rekte Verständnifs seiner Schriften. Bei dem Versuch, uns in die- 
WR IE sem Labyrinth zurecht zu finden, müssen wir als Führer durch das- 
On elbe die — namentlich auch im Hinblick auf ihn — früher gege 
hi Er ene Erörterung über den künstlerischen Schein und das künstlerische, 
Gi Gestalten‘) nehmen. Denn diese Punkte sind es, welche bei Ploti 
lichen hauptsächlich, ja allein für uns in Frage kommen. Zunächst aber 
 ß ist noch eine Bemerkung über das eigentliche Princip seines philo- 
nd ds sophischen Systems, dessen allgemeine Stellung zur Akademie oben 
fd berührt wurde, zu machen, weil ohne die Kenntnifs dieses Princips 
on Philo- seine ästhetischen Aussprüche ganz unverständlich bleiben WÜrdEN: 
124. Ganz allgemein gefafst und populär ausgedrückt, kan 
nd_TOT- die Tendenz der Plotin’schen Philosophie dahin bestimmt werden 
beit. dafs es sich für ihn gar nicht darum handelt, die reale Welt nac 
der konkreten Mannigfaltigkeit ihrer Erscheinungen in deren Be 
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