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8. 24. 8. Verfall der antiken Aesthetik: die beiden Philostrate ZU.
Longin, Augustinus. bung
132. Wenn es im höchsten Grade auffallen mufs, dafs, die tere €
Aesthetik des grofsen Aristoteles ein halbes Jahrtausend lang ohne hat, di
nennenswerthen Einflufs auf die ihm folgenden philosophischen und würdig
kritischen Schulen blieb !), bis Plotin einige seiner Ideen, zum erw
Theil allerdings vermischt mit platonischen, aufnahm und zu frucht- Syed
barer Entwicklung, brachte, so könnte es nicht minder auffällig sem 3
erscheinen, dafs Plotin’s erhabne Gestalt in derselben Einsamkeit, Ausspi
gleichsam als letzter Markstein auf der Grenze zwischen der sich bar zu
dem Untergange zuneigenden antiken Welt und einem neu aufgehen- Ansich
den Leben des Weltgeistes, vor uns steht, wenn nicht eben in die- Ist 68 |
ser Zwiespältigkeit selbst die Lösung des Räthsels läge, dafs er tigt, nd
ganz ohne eigentliche Nachfolger geblieben ist. Denn wenn auch ortert d
die alexandrinische Philosophie selbst in Porphyr und Jamblich, auf die
in Proklus und dessen Schülern bis in’s 6. Jahrhundert hinein, knüpfe
da Kaiser Justinian die Schule zu Athen, wo sich dieselbe einen der bl
Lehrstuhl gegründet, schliefsen liefs und durch Verbannung aller tung,‘
Philosophen aus seinem Reiche der griechischen Philosophie über- Zen €
haupt ein Ende machte, eine weitere Ausbildung und Pflege geno(fs, „allerd
so trat das Interesse für ästhetische Fragen nun doch in den Hinter- 6 &|
grund. Und da waren es denn wieder einige Sophisten und nicht
Rhetoren, welche, freilich ohne die Tiefe des philosophischen liche:
Geistes, die wir an Plotin bewundern, aber doch unter Berücksich- Ist mie
tigung seiner Gedanken, theils einzelne seiner Ideen zu genauerer schaun!
Erörterung führten, theils aber auch in einseitiges Reflektiren gerie- indem
then, womit die antike Aesthetik überhaupt sich gleichsam im Sande Wdı
verlief. — 8
Zu diesen letzten Epigonen der antiken Aesthetik gehören be- —
sonders die beiden Philostrate und Longin, welche im dritten freie
Jahrhundert nach Chr. Geb. lebten. Doch sind es nur ‚einzelne er
ästhetische Fragen, welche sie beschäftigen, z. B. die nähere Bestim- m
mung des Begriffs der Gestaltung als Form der Thätigkeit der künst- N TI ,
lerischen Phantasie, die Erörterung des Begriffs der Erhabenheit und nc
Aehnliches. Von einer systematischen Behandlung des allgemeinen .
Inhalts der Aesthetik oder. auch nur von einer metaphysischen m,
Grundlegung, wie bei Plotin, ist bei ihnen nicht die Rede. an
1) Die nähere Erklärung dieser langen Pause, sowie der noch längeren von Plotin
bis zum 18. Jahrhundert, in welchem zuerst wieder von ästhetischen Fragen die Rede
ist, findet man im II. Buch, Einleitung No. 135 ff. I