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In diesem Princip wurzelt nun auch die ästhe-
tische Anschauung Plotins. Er unterscheidet ım
„Schönen“ verschiedene Stufen; die oberste und
reinste ist die Schönheit der Vernunft, die
zweite die Schönheit der Seele, weiche nur
theilweise rein sei, da die Seele an der Materie
Antheil habe, die dritte und geringste endlich ist
die Schönheit der wirklichen Dinge, an
welcher wieder die Momente der körperlichen
Form, des Tons und der Farbe unterschieden
werden, Gegenüber dieser Sphäre der Naturschön- ©
heit steht nun, wie bei Aristoteles, die Kunst- die 0
schönheit, welche Plotin, sofern sie sich auf nf
blofse Naturnachahmung beschränkt, für geringer, m.
wenn sie jedoch das Ideelle unmittelbar zur Ver- hd
wirklichung und lebendigen Gestaltung bringt, für =
höher als die Naturschönheit erklärt. ma
Neben dieser, mithin über Aristoteles hinausge- noch
henden Fassung des Begriffs der „ideellen Gestal-; aber 3
tung“ sind bei Plotin noch gewisse Andeutungen me L
zu bemerken, welche ein Hinausgehen über Betrach
die Antike überhaupt enthalten, z. B. dafs er ln a
für die Malerei die Aufgabe besonders darin sieht, A
&$ 924. das innere Leben durch den Ausdruck im Blick N
des Auges kundzugeben; Bemerkungen, die dann X
durch den älteren Philostrat, der über die künst- —.
lerische „Phantasie“, und Longın, der über das Rn,
„Erhabene“ schrieb, zu noch weiteren Konsequen- hr
zen geführt wurden, während Augustinus die re
Plotin’schen Ideen bereits mit Bewufstsein_re- ur
flektirend christianisirte. Mit diesen, bereits einer deten
neuen Weltanschauung angehörigen Vorstellungen Sele
schliefst die antike Aesthetik überhaupt ab, und Yale
es beginnt erst nach anderthalb -tausendjähriger Ge
Pause eine neue Epoche der ästhetischen Wissen- a
schaft. =