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dals man „von dem Einen wie dem Ändern verhältnifsmäfsig au
„dieselbe Weise urtheile“, so wäre die Definition des Mifsfälligen
genau dieselbe wie das Wohlgefällige, nämlich dafs sie nur einen
„gemäfsigten Eindruck“ hervorbringt, weil er dort die positive Be-
stimmung ausläfst, dafs jener „gemäfsigte Eindruck“ ein angenehmer U
sei; was freilich hinsichtlich des Wohlgefälligen ebenfalls nur eine Un
Tantologie gewesen wäre. det
Er spricht dann noch von dem Unterschied zwischen Schön; En
heit und Wohlgefälligkeit: „Nicht Alles, was” gefällt, ist seine «a
„Natur nach auch schön, obgleich Das, was schön ist, meistens oje
„gefällt“, und äufsert sich über die Verschiedenheit der antiken und end
modernen Vorstellungen von Schönheit, über welche letzteren er de sucht
Ansicht ist, dafs „wir nur Das für schön erkennen, was der mensch 40strä
„lichen Natur und ihren Bedürfnissen am nächsten komme“ einer |
So könnten „Züge ohne Ebenmaafs, Glieder ohne Verhältni(s, unedle ding
Haltung und ähnliche Unregelmäfsigkeiten bei uns mit Schönheit m Gr
bezeichnet werden, wenn dabei nur gutes Kolorit, iebhafte Auge welche
„und eine sogenannte schöne Taille vorhanden sind“ (!). Weiter zubrıg
redet er dann in ähnlicher seichter Weise „von dem Geschmack %
in der Malerei“, von dem „Grunde des Vergnügens, den die Künste d
„bereiten“, von den „wesentlichen Eigenschaften eines Malers bei der, ‚var }
„Wahl der Schönheit“, von den, Dingen, die der Schönheit am mei- ®
‚sten widersprechen“ u. A. m., womit wir den durch die obigen Pro ü
en gewils befriedigten Leser besser verschonen, da aus dem Mit- der |
getheilten sattsam hervorgeht, wie wenig diese Leute — und mit jerfüll
ihnen viele andere — auch nur eine Ahnung von dem wahre faulen
nhalt und Werth der Gedanken Winckelmann’s_] hatten, Diesem en
Mangel an Verständnis des grofsen Mannes begegnen wir bis in die der 3
neuste Zeit hinein. sche
Wenn wir daher im Verfolg unsrer Darstellung darauf verzichten, Wie
ijese und andre bornirte Standpunkte, welche durch die ästhetischen geist.
rrungenschaften eines Winckelmann und seiner grofsen Nachfolger ance
Lessing und Kant, überwunden sind, noch näher in’s Auge zu fassen, ML
so ergiebt sich dies aus der Natur und dem Plan gegenwärtigen Ver- ho
suchs einer kritischen Geschichte der Aesthetik, wonach wohl die n
ngefähr auf dem gleichen Standpunkte stehende Aesthetik Baum- :
gartens und die der Popularphilosophen, als eine ihrer Zeit nach be-
echtigte Stufe der Entwicklung des ästhetischen Bewulfstseins, zu
betrachten waren, nicht aber auch die späteren anachronistischen %
tückfälle zu einer schon abgethanen und hinter uns liegenden Stufe
er Gesammtentwicklung zu berücksichtigen sind