Full text: Von Plato bis zum 19. Jahrhundert (1. Theil, 1. Abtheilung)

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im $. 38. III. Lessing. 
% _ 1. Allgemeiner Standpunkt. Biographische Charakteristik. 
228. Indem wir daher nunmehr zu Lessing übergehen, is 
dessen Betrachtung unmittelbar an Winckelmann anzuknüpfen. 
In der vorläufigen Uebersicht über den Stufengang der deutschen 
Aesthetik dieser Periode*) ist bereits im Allgemeinen die Stellung 
inckelmann’s und Lessing’s zusammen, in ihrem Verhältnils einer 
seits zu Baumgarten andrerseits zu Kant, als der Standpunkt de 
objektiven Kritik und insofern als zweite Stufe in dem Fortgang diese 
Periode des ästhetischen Reflektirens bezeichnet und zu zeigen ver 
) sucht worden, wie diese objektive Kritik aus der Reaction gegen die 
abstrakte, weil unmittelbare Verstandesreflexion Baumgarten’s — 
einer Reaction, welche durch die Forderung eines weiteren Fortgang 
bedingt ist — nothwendig sich ergab. Die Popularästhetik, obschon. 
im Grunde nur eine Verwässerung der abstrakten Schematik, durch 
MW welche Baumgarten die ästhetischen Grundbegriffe im System unter 
» ubringen suchte, kann jedoch nach einer Seite hin als ein, wenn 
A auch nur negativer Fortschritt betrachtet werden; insofern nämlich 
Ma als sie sich von den Fesseln dieser Schematik befreite. Freilich 
Le war diese Befreiung eine ziemlich unfruchtbare, da man es unter- 
eilt AM liefs, sich um so tiefer in den Inhalt selbst zu versenken. Dennoch 
Obi darf man nicht verkennen, dafs die Popularästhetik immerhin dadurch 
A JH der in höherem Sinne freien, weil eben mit tieferem Inhalt sich 
— nd mi erfüllenden objektiven Kritik den Weg bahnte, ja sogar in der 
m wahren äulseren Form des Anschauens und Darstellens nicht selten eine 
1. Diesem gewisse Verwandtschaft mit ihr zeigt, die man dann weiter auch in 
A die der allgemeinen humanistischen Tendenz beider, sonst so sehr ver- 
schiedenen Richtungen erkennen mag. Nur hieraus ist es erklärlich, 
” verzichten; wie z. B. Lessing und Mendelssohn in vollem Ernst zu einem 
Ehstischen geistigen Austausch, ja selbst zu einer Sympathie mit einander ge- 
Sohn langen konnten. Sie standen eben beide, trotz Allem, auf demselben 
6 zu fassen, Boden des humanistischen Empfindens, nur dafs dieser Humanismus 
un Te bei Lessing einen männlich -kräftigen, energischen Charakter hatte 
| By if während er bei Mendelssohn sich theilweise bis zu einer weichlichen 
A Schönseligkeit abschwächte. 
Fassen wir nun das Wesen dieser objektiven Kritik 
näher in’s Auge, um es nach seinen bestimmenden Momenten z 
betrachten, so ist — wie ebenfalls schon flüchtig in der Kinleitung 
*?) Siehe No. 188 und 189. (8. 842 ff.)
	        
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