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S a selbst für die weitere Umschau des kritischen Blicks einen freieren
Standpunkt und dadurch einen umfassenderen Horizont zu gewin-
ä nen. Selbstverständlich war, um dessen überhaupt fähig zu sein, eben
ein Geist von seiner Schärfe und Energie erforderlich; dafs er aber
diese Eigenschaften für die Aesthetik in so umfassender Weise zu
erwerthen vermochte, ja zu verwerthen veranlafst wurde, dies
j hat denn Lessing doch — nächst Aristoteles — wesentlich der An-
a egung Winckelmann’s: zu danken.
a 229. Lessing’s Leben gehört nicht, wie das Winckelmann’s,
ausschlieflslich der Geschichte der Kunstforschung, sondern der all-
gemeinen Literatur- und geistigen Kulturgeschichte des 18. Jahr-
hunderts an. Wir haben hier indefs nur, aufser einigen äufserlichen
Daten über sein Leben, von seiner Thätigkeit in Beziehung auf die
' Kunstkritik und Aesthetik zu berichten. — Gotthold Ephraim Les-
ing ist der Sohn eines Predigers zu Camens in der Lausitz, da-
| selbst am 22, Januar 1729 geboren; besuchte von 1741 die Fürsten
schule zu Meifsen, von wo er 1746, also in seinem 18. Jahre, zur
leipziger Universität ging, wo er neben seinem klassischen Studium
N sich besonders auch mit dem Theater befafste. Im Jahre 1748 folgte
7 er seinem Freunde Mylius nach Berlin und gab daselbst eine Zeit-
schrift Beiträge zur Historie und Aufnahme des Theaters heraus
Chelmanıl 751 finden wir ihn in Wittenberg, wo er sich mit spanischer Li-
aß dadurch eratur beschäftigte; jedoch kehrte er schon 1753 nach Berlin zu
ot werden, rück, wo er die „gelehrten Artikel“ für die Vossische Zeitung schrieb
sieht; mi nd viel mit Nicolai, Mendelssohn, Ramler u. A. verkehrte
hi Lessing, Als Begleiter eines jungen Kaufmanns trat er eine Reise in’s Aus-
nl Lessing land an, kam aber wegen Ausbruch des siebenjährigen Krieges nur
Non orofsen bis Amsterdam und kehrte dann nach Leipzig zurück. Im -Jahre
fa amt 758 siedelte er wieder nach Berlin über und gab mit Nicolai die
ht Kunst teraturbriefe heraus; 1760 begleitete er den General Tauenzien
at mach Breslau in der Eigenschaft eines Gouvernementssekretärs und
hantng di blieb daselbst fünf Jahre, worauf er zunächst wieder nach Berlin,
Ai hatte sodann nach Hamburg sich begab, um an der Gründung der National-
ndig era: bühne daselbst thätigen Antheil zu nehmen. Enttäuscht über manche
Tun Pläne, war er im Begriff, Deutschland ganz zu verlassen, um sich
stoff vet nach Italien zu begeben, als er die ihm angebotene Ernennung zum
E 7 Bibliothekar der berühmten wolffenbüttler Bibliothek annahm. Später
rn _. jedoch wurde ihm durch den Prinzen Leopold von Braunschweig
A die Gelegenheit geboten, Italien zu besuchen; und so kam er 177
- nach dem gelobten Lande der Kunst, kehrte aber doch bald wieder
er nach Wolfenbüttel zurück, wo_er die Wittwe selnes_Freundes Kö-