Full text: Von Plato bis zum 19. Jahrhundert (1. Theil, 1. Abtheilung)

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tismus ist, so dürfte die Kant’sche Philosophie, welche jene end- EIS 
lichen Verstandesbestimmungen nicht aufhebt, um sie von Neuem half 
in spekulativer Weise zu entwickeln, sondern bestehen läfst, als GI 
subjektiver Dogmatismus zu charakterisiren sein *). Die Behauptung, 
dals das Ding an sich unerkennbar sei, bleibt ebenso unbewiesen 
und blofse Annahme als die gegensätzliche Behauptung der Empi- 
riker, da(s alles Erkennen sich auf Erfahrung zurückführen lasse. — 
Was den Dogmatismus Kant’s im Verhältnils zu dem der Verstan- 
desmetaphysik betrifft, so ging diese von dem Gegensatz des Seins 
und Denkens aus, indem sie letzteres in den Stand zu ‚setzen suchte, Sal 
sich des ersteren zu bemächtigen. Derselbe Gegensatz haftet aber Mel 
auch der Kant’schen Philosophie an, nur dafs hier das Denken als ALT 
negativ gegen das Sein gesetzt, nämlich das Ding an sich als uner- 17 
kennbar erklärt wird. Nicht zwar in skeptischer Weise, denn das 0 
‚Ding an sich bleibt bestehen, nur dafs es für uns nicht erkennbar Koıld 
sei, d. h. dafs zwischen beiden Entgegengesetzten ein unausfüllbarer 
Abgrund existire. Dies ist das Allgemeine. Aber auch im Beson- kraft 
dern zeigt sich der Kant’sche Kriticismus durchaus als mit Voraus- allg) 
setzungen bestimmter Art behaftet; Z. B. wenn er, dessen ganze ders 
Tendenz in der Untersuchung über die Natur des Erkennens beruht, aufoe 
bei der Frage nach der verschiedenen Stellung des Subjekts zu der eben! 
objektiven Welt, d. h. zu den blofsen Erscheinungsweisen derselben, nur 
einfach auf die allgemeine Logik zurückgeht, welche „folgende SS 
Arten des Urtheils“ aufführe, und aus diesen unvermittelt über- Altar 
nommenen: Denkformen, ihnen entsprechend, die Kategorien des m 
Erkennens ableitet, welche bekanntlich (auch für die Aesthetik ist un 
dies zu bemerken) in die der Quantität, Qualität, Relation und nen 
Modalität zerfallen. Und diese Formen, obgleich unvermittelt aus nn 
den „Arten des Urtheils“ der alten Logik abstrahirt, haben bei Kant em 
eine so allgemeine und durchgreifende Geltungskraft, dafs er sie zn 
überall, selbst — wie in der Aesthetik — mit ganz unnützem Zwang, SON 
zur Anwendung bringt.?) — Wir müssen uns hier mit diesen An- 5 
deutungen begnügen: sie dürften inde[s vorläufig genügen, um als die 
Beläge dafür zu gelten, dafs, wenn Kant, durch seinen wunderbaren n 
philosophischen Instinkt geleitet, hinsichtlich der Substanz seines A 
Philosophirens oft in spekulativer Weise die Wahrheit fafßste, er doch % 
durch die Form, in welche er den spekulativen Gedanken einschnürte, Mr 
‘) Vergl. Hegel Geschichte der Philosophie III. S. 503. Hegel nennt daher so- 
gar die Kant’sche Philosophie „die methodisch gemachte Aufklärung“, weil sie das 
Wissen als subjektives und endliches Erkennen festhalte. — 2) Hegela. a. O. S. 514; 
„Indem Kant sagt, eine Vorstellung kann sich mir als Aceidentelles, als Ursache, Wir- 
kung, als: Vielheit, Einheit u. s. f. bestimmen, so haben wir damit die ganze_Verstan- 
desmetaphysik.
	        
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