Full text: Von Plato bis zum 19. Jahrhundert (1. Theil, 1. Abtheilung)

569 
thümlichkeiten stammen, und die oft sehr feinen Verbindungsfäden: 
aufsucht, durch die sie mit dem übrigen geistigen Leben der Nation 
zusammenhängen. In ästhetischer Hinsicht ist z. B. ein viel größerer, 
egensatz zwischen Göthe und Schiller als zwischen diesem und| 
/ ean Paul. Denn Göthe wurzelt durchaus in der Winckelmann- 
Ört schen Kunstanschauung, während Schiller sich in seinem kritischen 
m ) Reflektiren ausdrücklich, Jean Paul wenigstens indirekt völlig au 
EM Kant stützen. 
& in 292. Fragt man nun — mit vorläufiger Beiseitelassung aller; 
N Besonderheiten der einzelnen Vertreter der nachkantischen Popular- 
DM ästhetik ee nach demjenigen Moment, welches sie verbindet und 
% ] insofern also diese ganze Richtung als solche zu charakterisiren 
ende. geeignet scheint, so beruht dies, abgesehen von der gemeinsamen, 
m wenn auch nicht überall eingestandenen kantischen Weise des Den- 
52, Man kens, wesentlich nur in der vorwaltenden Neigung der ästheti 
6 Periode schen Reflexion, sich von der bildenden Kunst ab und 
Sie der Poesie zuzuwenden!). Der Grund davon wird sogleich ange- 
Sieh habe, geben werden; doch ist zuvor zu bemerken, dafs, wenn man diese 
; System endenz, im Gegensatz zu der plastischen Anschauungsweise der 
in_könnte, /inckelmann’schen Richtung, zu der auch Göthe gehört, also im 
Pr Tr. egensatz zu jener antikisirenden Neigung, die der nachkantischen 
Sm Popularästhetik mit dem Ausdruck romantisch kennzeichnen zu kön- 
Sachicken. nen glaubt, dadurch nur eine, und nicht einmal die wesentlichste 
T0CD TSe- Seite dieser Richtung angedeutet wird. Ja, man kann geradezu be- 
jetrachten haupten, dafs dieser Ausdruck hier gar keinen ästhetischen, sondern 
nELNSS, lediglich einen — und dazu sehr beschränkt — praktischen Sinn 
Un hat. Dafs sich freilich an diese Richtung oder, wenn man will; 
dunklen daraus eine besondere Kunstanschauung entwickelte — sowohl in 
Sehiller der bildenden Kunst wie in der Poesie. —, die man als romantische 
ya im specifischen Sinne bezeichnen mag, ja dafs einzelne Vertreter 
Te der nachkantischen Popularästhetik als Dichter daran ebenfalls 
n!. Nun participirten, hat mit dieser allgemeinen Frage nichts zu thun; gegen 
hrs in die Manier aber, die Aesthetik dieser Popularphilosophen so 
6 dem u bezeichnen, möchte entschieden Protest einzulegen sein. Schiller 
ja betitelt seine bekannte Ahhandlung nicht: „Ueber antike und ro- 
irfste auf- mantische“, sondern „Ueber naiye und sentimentale Dichtung“ 
FE 
N 5 x *) Es hat sich für diese von uns aufgestellte , den Inhalt absichtlich in Frage! 
ye BIGeN- lassende Bestimmung schon in damaliger Zeit der Ausdruck Romantisch eingebürgert 
der nur eine Seite des ganzen Inhalts berührt. Wir wollen uns hier nicht auf eine 
Kritik desselben einlassen, verwerfen ihn aber für unsere Betrachtung aus Gründen, 
DE die in der Sache liegen. Solches Stempeln mit konventionellen Typen ist überhaupt 
eine bedenkliche Sache und giebt immer zu falschen Auffassungen Anlafs,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.