Full text: Von Plato bis zum 19. Jahrhundert (1. Theil, 1. Abtheilung)

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pathetischen darauf‘ hingelenkt werden konnte, sondern er betrachtet hela 
ie Sache mehr physiologisch und ethisch, als psychologisch. Una 
7 sagt: „Zur Anmuth mufs sowohl der körperliche Bau als der mil 
‚Charakter beitragen; jener durch seine Biegsamkeit, Eindrücke ä 
‘anzunehmen, dieser durch die sittliche Harmonie der Gefühle. In In 
„beiden war die Natur dem Weibe günstiger als dem Manne“. Ms 
Der hierin liegenden einseitigen Beschränkung der Harmonie der Ü 
Gefühle auf die Sittlichkeit widerspricht er indefs fast unmittelbar ung 
darauf selbst durch die Bemerkung, dars „der weibliche Charakter A 
„sich selten zu der höchsten Idee sittlicher Reinheit erheben und 
„es selten weiter als zu affectionirten Handlungen bringen Tune 
„werde“. Hiemit trifft er das Richtige; denn nur deshalb, weil die Tes8 
Natur des Weibes wesentlich eine sympathische, sensitive ist, (7 
nicht aber weil diese Sympathie bei ihm auf sittlicher Grundlage m 
eruht, ist das Weib der Anmuth mehr fähig als der Mann; da Fl 
Körperliche, die Nachgiebigkeit und Weichheit der Formen u. s. f. hängt Ohne 
amit allerdings auf’s Innigste zusammen, weil darin zugleich die Pren 
gröfsere Leichtigkeit der Bewegung enthalten ist. Mi 
So wird Schiller abermals von den anfänglichen Irrungen, au 
die ihn lediglich die von einem falschen Prineip ausgehende Re- 4 
flexion geführt, durch den Takt seines instinktiven Gefühls zu der Tom 
richtigen Auffassung zurückgeleitet. Durch die Worte: „Weil nun Arte 
„die Sittlichkeit des Weibes gewöhnlich auf Seiten der Neigung ist, 8 
„so wird es sich in der Erscheinung ebenso ausnehmen, als ob fe 
„die Neigung auf Seiten der Sittlichkeit wäre“, stöfst er sein eige 
nes Princip wieder um, denn es liegt darin offenbar die Konsequenz, ; 
dafs im Weibe weder der körperliche Bau (oder dieser doch nur re 
mittelbar) noch der Charakter (auch dieser nur mittelbar), sondern - 
allein die Neigung, d. h. die seelische Sympathie, das Pathos de te 
weiblichen Natur es ist, was die Grundquelle der Anmuth bildet"). , 
Das Weib bedarf weder einer besonderen hohen Sittlichkeit noc 7 
einer hervorragenden Schönheit, um Anmuth entwickeln zu können n 
sondern allein einer sympathischen Natur; ja, man kann geradez n 
A —, 
| 
namigen Epigramm: 
ächtig seid ihr, ihr seid’s durch der Gegenwart mächtigen Zauber, 
Was die stille nicht wirkt, wirkt die rauschende nie. 
Manche zwar haben geherrscht durch des Geistes Macht und der Thaten 
ERre KORER TIE TOP des AWOiber weibNcle Sthonbe 
Wo sie sich zeige, sie herrscht, herrschet blos, weil sie sich zeigt.
	        
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