616
Schiller’s mitzutheilen wäre. Wir sehen, dafs überall, wo er sic [WET
seinem feinen und sicher treffenden Takt des Gefühls überläfst, e del
ewundernswürdig erscheint durch‘ die Tiefe und Klarheit der Ge- BU
danken, in denen er es sich zum Bewufstsein bringt; dafs aber, wo als
er zu reflektiren beginnt, er sich leicht durch scheinbare Aehnlichkeit DI
von Begriffen auf falsche Wege verleiten läfst, namentlich wenn er 47
ein bestimmtes, von vornherein als zu erreichend vorgesetztes Zie Tri
vor Augen hat. — Werfen wir nunmehr noch einen Blick auf seine K
unstphilosophischen Anschauungen.
3. _Die kunstphilosophische Aesthetik Schiller’s.
a. Das allgemeine Kunstbedürfnifs. — Der ästhetische Schein. — Aufgehen Pd
des Stoffs in die Form, als Wesen des Künstlerischen. — Sonderung der Künste al
313. Für den logischen Zusammenhang der nun folgenden
Betrachtung müssen wir abermals auf Schiller’s „Briefe über ästhe-
„tische Erziehung“ zurückgreifen, um diejenigen Abschnitte, welche. m
wir oben absichtlich unberücksichtigt gelassen haben, weil sie mit
der anthropologischen Betrachtung nur mittelbar in Verbindung
stehen, nunmehr in Betracht zu ziehen. Die Beziehung, welche
zwischen der Anthropologie der Schönheit und der Philosophie der
Kunst obwaltet, besteht nämlich — abgesehen von der gemeinschaft-
lichen metaphysischen Grundlegung, welche beiden Betrachtungswei-
sen in der Deduction der Fundamentalbegriffe gleichsam das Hand- .
werkszeug liefert — darin, dafs sie einerseits, genetisch gefalst,
von demselben Punkte ausgehen, nämlich von dem Kunstbedürf-
nifs des Menschen, andrerseits, dafs sie in ihrer specifischen
ntwicklung zwei verschiedene Verwirklichungsweisen dieses Kunst-
edürfnisses zu Objekten haben: die Anthropologie des Schö-
nen den dsthetischen, (d. h. den sich selbst schön gestaltenden)
Menschen als Aufgabe der Kulturbildung, die Philosophie der
unst den Künstler, d. h. den seine Schönheitsempfindung äufser-
lich gestaltenden, objektiv-künstlerisch schaffenden Menschen. —
Indem wir in letzterer Beziehung, die jetzt uns ausschliefslich zu;
jeschäftigen hat, wieder zu jener gemeinsamen Quelle zurückkehren,
d. h. zum Kunstbedürfnifs, Kunsttrieb, Spieltrieb, eder wie man es
nun nennen mag, so haben wir zunächst zu fragen, wie daraus
Schiller — statt des dsthetischen Menschen — den Künstler und
sein Produkt, die Kunst überhaupt und die Künste, entwickelt.
m von vornherein dem Leser einen Leitfaden für die Darstellung
dieser Entwicklung an die Hand zu geben, ist zu bemerken, dafs die
auptpunkte, um die es sich hiebei handeln mus, folgende_ sein