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negativen Seite sich der Kontrast zu dem auf dem SMISPEENHESECTEN
Punkte stehenden Typus, nämlich zu dem des wahren „Kunstken-
ners“, am schärfsten offenbart. Was nämlich auch diesen vorschie-
enen Formen des „Kunstfreundes“ gewöhnlich abgeht, ist das Mo-
ent der wirklichen Kennerschaft. So giebt es Besitzer der präch-
tigsten und theuersten Gemäldesammlungen, welche gar kein Ur
theil, nicht einmal das des unbefangenen Laien, besitzen, und deren
Neigung wesentlich auch in dem eitlen Streben wurzelt, schönere
und theurere Werke zu besitzen als andere „Kunstfreunde“ glei-
hen Schlages. "Tritt nun jenes Moment der Kennerschaft a der
us Eitelkeitsgründen stammenden, d. h. also mit einer innerlichen
Leerheit an Verständnifs verbundenen Neigung hinzu, oder vielmehr
stammt diese Neigung selbst aus einem wirklichen inneren Bedürf,
nis, aus hingebender Liebe zur Kunst, dann gewinnt der Name
„Kunstfreund“ eine ganz andere, positive Bedeutung; zugleich hört
aber auch der Gegensatz desselben gegen den „Kunstkenner“ auf.)
Von dieser Art Liebe zur Kunst waren die Mediceer, ein Pabst
Julius, ein König Ludwig, ein Friedrich Wilhelm IV., ein Graf vo
Raczynsky, ein Freiherr von Schack beseelt; denn wenn auch ihre
Kennerschaft in mancher Beziehung als eine beschränkte und ein-
seitige erscheint, so war sie doch ihrem inneren Wesen nach eine
echte, und darum ihre Liebe zur Kunst ebenfalls. Der Prototy
alles leeren und unechten, weil völlig kenntnifslosen, Mäcenaten-
thums ist Ludwig XIV., die inkarnirte Eitelkeit und Selbstsucht.,
Nicht immer indefs ist die kenntnifslose Neigung zur Kunst
wie sie der gewöhnliche „Kunstfreund“ offenbart, lediglich auf Eitel-
ei basirt, sondern es giebt auch unbefangene und mit wahrer Lieb
n der Kunst, oder doch — und dies zumeist — an einer bestimm-
ten Gattung derselben hangende Gemüther darunter, welche durch-
aus damit keinen Prunk treiben, sondern vielmehr ihr stilles Ge-
nügen daran haben. Bei diesen nimmt die Neigung die Form eine
sie völlig beherrschenden Marotte an. Diese sind schon eher i
Stande, ihr äuflseres materielles Wohlsein, ihren Comfort wibe.hf.
ihrer Neigung zum Opfer zu bringen; sie gleichen darin dem Gei-
1) So sagt Göthe, welcher in diesem Sinne ein Kunstfreund von höchster Rein-
heit war, zwar sehr richtig: „Man lernt nichts kennen, als was man liebt;“ aber auch
umgekehrt — könnte man sagen — liebt man nichts wahrhaft, sondern entweder nu
© einer sinnlichen oder einer Affenliebe, als Das, was man kennt. Die Könsequenz,
dafs man dann nur das Vollkommene lieben könnte, weil alles Unvollkommene un
widerstreben mufs, ist nur eine scheinbar richtige. Man liebt Das, was man kennt un
auf Grund seiner Erkenntnifs liebt, auch mit allen seinen Fehlern, weil diese gegen
Das was die Ursache der Liebe ist, wenig in’s Gewicht fallen und die Sympathie ehe
zu verstärken als zu mindern geeignet sind, da zur Liebe _noch das Mitgefühl hinzutritt