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wie in jeder dieser drei Perioden abermals ein dreifacher Stufen-
gang nach demselben Gesetz stattfindet, so dafs z. B. in der anti-
ken Aesthetik Plato} Aristoteles, Plotin auf der Basis der
allgemeinen Intuivität wiederum die Formen der Intuition, der Re- -
lexion, der Spekulation repräsentiren u.s.f. Es wurde ferner au
die Verwandtschaft der Intuition mit der Spekulation hingewiesen Bm
— eine nähere Verwandtschaft als die einer oder der anderen mit Sb
der Reflexion, weil sie beide die Einheit, in der Intuition die un- En
mittelbare, in der Spekulation die vermittelte Einheit der Erkennt- DA
nils darstellen, während die Reflexion in der Zwiespaltigkeit des iS
Gegensatzes verharrt *). Es ist endlich auf dieser Grundlage und De
mit steter Anknüpfung an die allgemeine Geschichte der Philoso- Ca
phie, sowie auch, wo es erforderlich war, an die allgemeine prakti- a
sche Entwicklung des ästhetischen Bewufstseins, der wesentliche Ö
ortgang der Geschichte der Aesthetik in der Geschichte der An- Or
sichten und Systeme der einzelnen in der Zeit auftretenden Aesthe- ;
tiker mit möglichster Objektivität und kritischer Genauigkeit hin iO
sichtlich der Principien darzulegen versucht worden. |
Das Resultat nun, welches aus dieser Darstellung zunächst zu
ziehen wäre, ist ein doppeltes: Einmal hat sich gezeigt, dafs jeder
in der Geschichte auftretende ästhetische Standpunkt seine relative EVenG
Berechtigung und Wahrheit besitzt, d. h. dafs er als ein Baustein MOST
am Gesammtgebäude der Aesthetik zu betrachten ist; sodann an- (Aber
drerseits, dafs diese Berechtigung "und Wahrheit überall eben nur noch
eine relative ist, d. h. dafs sie die Forderung enthält, über sie hin- SM
auszugehen. Dies Hinausgehen stellt sich nun nothwendiger Weise Her
als Opposition gegen die frühere, oder auch wohl gleichzeitige ent- nd
gegengesetzte Ansicht dar, wie z. B. in dem Gegensatz zwischen der aß
sensualistischen und idealistischen Aesthetik der Engländer und en
Schotten im Anfang des 18ten Jahrhunderts. Weiter aber hebt sic Ent
dann solch’ Gegensatz in eine höhere Einheit auf, in welcher die [dee]
Entgegengesetzten als Momente ihre relative Geltung behalten und Penthd
in solcher erhalten, d. h. konservirt werden. eng
566. Der wahre und eigentliche Zweck dieser Geschichte der SCH
Aesthetik war, wie _in der Einleitung bemerkt ist, die Gewinnung deren
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') Für die Richtigkeit dieser Betrachtungsweise liefert Nichts einen schlagenderen Ur ]
dern ‚als die Stellung, welche diese drei Hauptstufen gegenüber dem Haupfproblem n
der Philosophie, nämlich der Frage nach dem Verhältnifs von Denken und
ein einnehmen. In der antiken Philosophie war die Einheit beider gleichsam als
selbstverständlich vorausgesetzt; in der Reflexionsepoche herrscht der Gegensatz zwischen
ide in der spekulativen Philosophie _ist_dieser Gegensatz wieder zur Einheit ver-
mittelt.