aus, dafs „die Kunsttheorie eines Zeitalters, bei aufmerksamerer Betrach-
ul „tung, sich nicht in dem Grade abhängig von dem Zustande der Kunst
„in demselben zeige, wie man dies wohl Anfangs zu glauben geneigt sei“,
nd konstatirt‘ dann: „Zu der Zeit, als ein Phidias eben mit den
m Var „grofsartigsten Werken der bildenden Kunst hervorgetreten war, mit
? Kaum „Werken, deren Ausdruck der Majestät der Götter, ja des höchsten Got-
\esthetik „tes nach dem Urtheil Quinctilians, der aber nur dem herrschenden
nie „Gefühle Worte gegeben zu haben scheint“ (hier haben wir;
spruch also die Kraft des kritischen Instinkts im Volksbewufstsein), „vollkommen
hr aus- „gleich kam, .. . damals, als in der Gruppe der Niobiden ein Werk von
h einem „dem reinsten, edelsten tragischen Pathos sich den Augen der Griechen
er Auf „enthüllte und die heitere Muse eines Sophokles ihre unsterblichen
aut zu „Gesänge ertönen liefs, zu eben dieser Zeit wagte Plato die Kunst für
hm liegt „eine Nachahmung der gemeinen Wirklichkeit, Kolossalbilder, wie das
en I „des olympischen Jupiters, für leere Truggestalten, die mit der Trugred-
Bücher nerei der Sophisten zu vergleichen wären, die tragische Kunst für einen
Bedet- „Zunder der weiblichen Lust am Weinen und Klagen zu erklären und so
Aesthe- „der gesammten Kunst seiner Zeit das Todesurtheil zu sprechen, wäh-
Baum” „rend Aristoteles, obwohl dem Zeitalter eines schon weniger idealen
Assthe „Kunststyls angehörend, die Würde der Kunst in den ehrendsten Aus-
ve „drücken anerkannte. .,“ u. 8. f. —
ekfallen Noch stärker tritt dann diese Differenz im Zeitalter des Plotin auf
lalknn wie Müller nachweist und daraus den Schlufs ziehen zu wollen scheint,
4 Tod dafs die rechte Einsicht in das tiefere Wesen der Kunst immer erst dann
lt Aeit- gewonnen werde, wenn — und dadurch dafs — die Künste selbst in Ver-
hie Vs fall gerathen, sowie dafs diese gewonnene Einsicht gar keinen Einfluls
Dr auf die Kunst selbst ausübe. Diese Bemerkung ist, wenigstens für das
fich die lterthum, richtig, allein die Gründe dieser Erscheinung werden von
A Müller nur nach dem Schein eines äufserlichen Kausalnexus, dem sie näm-)
N aan ich widersprechen, also blos verständig beurtheilt, nicht nach ihrem
Ham inneren Wesen erfafst. Es kann daher nicht auffallen, wenn er später
NO in dem Rückblick auf die Gesammtentwicklung der antiken Kunsttheorie
m am Schlufs seines Werkes (S. 340) geradezu in Widerspruch mit dieser
Nr Bemerkung geräth, indem er den Verfall der Kunsttheorie dem Verfall
zu“ der Kunst beimifst. Er sagt nämlich: „Die Kunsttheorie des Alterthums
=. „Mmufste untergehen mit der Kunst“ !) (oben hatte er richtig gezeigt, dafs
N um die eigentliche Kunsttheorie sich erst mit dem Verfall der Kunst zu ihrer
Da eigentlichen Höhe erhob), „deren Flammen ihr Leben und Wärme mit-
| „theilten“ (die Kunst-Werke bleiben ja aber doch für die Kunsttheorie
WEL bestehen!), „sie mufste mitverschüttet werden bei dem schauerlichen Sturze,
A000 „der im vierten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung den stolze
EC „Bau der antiken Welt“ (überhaupt) „zertrümmerte.“ — Dies ist näm-
U lich der einzig wahre Grund: ‚Die antike Kunsttheorie ging unter, weil
die Antike überhaupt, nicht blos die Kunst der Antike, unterging.
Aleichdarauf widerspricht nun Müller diesem Widerspruch selbst wieder
in den Worten: „Aber während die Kunst selbst, nicht die bildende
ne 2 „allein, sondern ebenso die in Rede und Schrift, allmälig ihrem Unter-
ECO gange_ sich näherte, während hier ein langsames Dahinwelken dem gänz-
7 I. S. 3) aus, indem er sagt: „Eine grofssinnige Kunsttheorie aber, kann sie aus der
‚ersterbenden oder gar erstorbenen Kunst hervorwachsen?“ Dies ist_also gerade das
= | Gegentheil von Dem, was_Vischer meint. (s. u.
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