757
— geistlosen wıe frechen und speichelleckerischen Allegorisirung moder-
N ner Herrschertugend, welche ebenfalls nichts als eine sich mit Flit-
nd ern behängende Eitelkeit und Lüge war, zu brauchen —-, mu(ste
x n die Reaction vor Allem dafür Sorge tragen, diesen lügnerischen Zu-
ha tand zu vernichten, d. h. dem mit der Afterantike kokettirenden
p 0 Zopf die wirkliche Antike, dem Zerrbilde das Urbild entgegen-
Rd de zuhalten. Dies that auf wissenschaftlichem Wege Winckelm ann,
Angeng wie wir sahen, und im Anschlufs an ihn Lessing; allein vn
Anstlet befanden sich darüber in einem Irrthum, dafs sie meinten, die Auf.
n ds gabe sei, die Antike nicht nur der Form, sondern auch ihrem Inhalt
En nach wieder herzustellen. Die Antike war und blieb untergegangen
De hre Wiederbelebung war als theoretische Rekonstruction eines
0 ubstanziellen Ideals zwar wissenschaftlich möglich, ja geboten;
Une a praktisch war sie nur in dem Sinne denkbar, wie sie Raphael in
SE sich vollzog, indem er sie zur Reinigung des an das geistliche Ele-
a ment gebundenen Geistes der Schönheit, zur Befreiung der maleri-
Drache chen Kunstanschauung von den Banden der kirchlichen Typik ver-
werthete. Diese wahrhafte Regeneration nicht der Antike, sondern
1nmen der malerischen Schönheit durch die Antike in Raphael war die
Kulminationsepoche und der Ausgangspunkt einer mächtigen un
DraR nun aller Gebiete der malerischen Idee bis auf das Stillleben hera
ich bemächtigenden Entfaltung der Kunst gewesen, bis jene Er-
. die schöpfung eintrat, welche, aus Mangel an weiterem Inhalt, sich dar
DSSES auf beschränkte, die abgestorbenen Formen geistlos in willkürlichen
much Kombinationen zu einem bedeutungslosen Spiel zu mifsbrauchen“. |
Ormen Dieses allmälige Herabgehen von dem Kulminationspunkte, welches
SPION- ugleich eine Ausbreitung und eine Verflachung des künstlerische
‘dureh eistes mit sich brachte, bis der immer breiter, aber auch immer
z00nfe] seichter werdende Strom des künstlerischen Schaffens sich schliefs-
E10S10- ich im Sande verlief, bietet eine doppelte Seite der Betrachtun
Kunst ar; nämlich einmal von Seiten der Ferm, sodann von Seiten de
Inhalts. Diese beiden Momente, in jener grofsen Epoche des 15
zellen und 16. Jahrhunderts zu einer untrennbaren organischen Einheit ver-
bunden, traten — als das Herabsteigen begann — auseinander un
“den begannen jedes eine besondere Entwicklung, die aber beiderseits,
heiden sofern die organische Einheit dadurch aufgehoben war, eine abstrakt
1chts war. Die Form, vom Inhalt abstrahirend, d. h. sich gleichgülti
übrig gegen ihn vorhaltend, bildete sich so als Technik zu_einem hohe
Cunst irade der Kunstfertigkeit aus, namentlich hinsichtlich der Farben-
af virtuosität; der Inhalt wieder, von der Form abstrahirend, ent
P ickelte sich bis zur häfslichen Genremalerei der Holländer hina