Full text: Von Fichte bis auf die Gegenwart (1. Theil, 2. Abtheilung)

von, Wiederholungen, Abschweifungen u. s. f.) miteinflielst, was den gan- 
zen Organismus des Werkes hie und da stört, liegt auf der Hand. Noc 
mehr gilt dies, wenn — wie dies bei der Poetik, wenigstens zum Theil, 
der Fall — die Vorträge nur auszugsweise, gleichsam als Resume, ge- 
geben werden. In dieser Weise mag auch die Poetik aus dem Hefte 
eines Schülers entstanden sein, und dies erklärt die vorhandenen Lücken, 
die Ungleichheit der Behandlung, manche nicht passende Zusätze u. s. f.; 
im Uebrigen aber trägt das kleine Werk hinsichtlich der Gedanken so 
entschieden das Gepräge des aristotelischen Geistes, dafs es seinem 
esentlichen Inhalt nach von Niemand anders herrühren kann. 
24. Zu Nro. 86 (S. 163, Z. 12): Solche Eirkennungen und Schick- 
salswendungen erregen entweder Mitleid oder Furcht. .“. 
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Besser wäre statt „entweder — oder“ zu sagen: theils — theil 
(vel — vel) oder einerseits — andrerseits. (S. unten). — Stahr versteht 
übrigens die Worte (Poet. Cap. XI. 2): dl N uAdıoz0 TOD UUTOV Kal N 
MALLOTO INS MOAEEWSE N ELONWEIN ECTIV — SO, als ob Aristoteles damit die- 
jenige Erkennung gemeint habe, mit welcher eine Peripetie verbunde 
sei; allein das Xıvyou xl zuyovzu enthält offenbar nur (wenn nicht hie 
etwas ausgefallen ist) einen Gegensatz zu denjenigen Erkennungen, 
welche sich auf Personen beziehen und sich nicht an Zufälliges knüpfen. 
Tedentätle wäre es doch unlogisch, wenn Aristoteles die sachlichen un 
ufälligen Erkennungen als Gegensatz gegen diejenigen hinstellte, welche 
it Peripetie verbunden seien. Denn es können ja ebensowohl persön- 
iche Erkennungen ohne Peripetie, wie auch Peripetie mit sachlichen 
rkennungen verbunden gedacht werden. Auch geht die Richtigkeit der. 
bigen Auffassung wohl aus den folgenden Worten hervor: #% y%0 tot- 
ÜTN AvayVwQLCIS XAL MEQLRETELG . . ., denn wäre „solche Erkennung“ 
Is die mit Peripetie verbundene zu verstehen, dann dürfte ja Aristotele 
die Worte „und Peripetie“ nicht mehr hinzufügen, weil diese scho 
in dem zoL@uzn enthalten wäre. Wenn der vorletzte Satz dieses Kapi- 
tels, der mit den Worten anfängt: &z810N u ArayVoQLOLIS TIVOV ECTZL ÄVA- 
yrowgLcls u. 8. f. vor denjenigen gestellt würde, welcher von den sach- 
ichen Erkennungen handelt, so würde der Zusammenhang deutlicher 
sein, weil jener das vermifste Glied des Gegensatzes enthält. Wir 
aben deshalb für unsere Darstellung die Umstellung der beiden Sätz 
für nöthig gehalten. 
Eine zweite Bemerkung, die wir hier zu machen haben, betrifft den 
bis jetzt unsers Wissens noch nicht bemerkten Parallelismus zwische 
den beiden Momenten der Perepetien und Erkennungen einerseits und den- 
jenigen der Furcht und des Mitleids andrerseits. Dafs sich der Inhalt 
der ersten Begriffsgruppe zu dem der zweiten überhaupt wie Ursache 
zu Wirkung verhalte, liegt auf der Hand. Liefse sich aufserdem aber 
nachweisen, dafs speciell die Peripetie als Grund der Furcht, die 
rkennung dagegen speciell als die des Mitleids zu fassen sei, so würd 
damit auch zugleich der Schein der Willkür, der darin liegt, dafs Ari- 
stoteles gerade diese beiden zad7uazw angiebt, ohne sie weiter zu moti- 
viren, fortfallen. Um den Nachweis zu führen, dafs jener kausale Paral- 
elismus in der That vorhanden ist, müssen wir auf die aristotelische Be- 
timmung der Fabel (uddos) überhaupt, deren Momente ja die Peripetien 
und Erkennungen bilden, zurückgehen. Im 6ten Kapitel definirt er die- 
elbe_als Nachahmung _der Handlung (86zt the m0dES&OC_ 6 UÜTOS N Ml- 
1176
	        
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