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früher aufgestellten Gesetz der Entwicklung*), als deren Stufen unmittel-
bare Einheit — Differenz — vermittelte Einheit bezeichnet wurden, völlig
zu widersprechen scheinen: denn wir finden gerade in der zweiten Phase
_—_ statt der nach dem Entwicklungsgesetz zu erwartenden Differenz: die
Versöhnung, während die Differenz, d.h. die Negation der Einheit; ;
im Hellenismus) in die erste und dritte fällt. Allein man vergesse nicht
dafs hier von einem Kampfe, d. bh. von einer an sich die Differenz R
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setzenden Basis, ausgegangen wird. Fafst man daher jene drei Entwick-
ungstufen ihrer allgemeinen Form nach als Position — MNegation S
Affirmation, so erkennt man sogleich, dafs in der ersten Phase de
Kampfes der Geist als ein gegen die Natur differenter überhaupt ge
setzt wird, daher in der zweiten nothwendig die Negation der Dif-
ferenz, also Versöhnung eintreten mufs, und dafs in der dritten die
Differenz, aber im umgekehrten Verhältnifs des Geistes zur Natur
also als Affirmation desselben gegen sie, wieder ausbrechen mufs.
Allein diese drei Phasen sind selber nur die Momente derjenigen Stufe
der Differenz des absoluten Geistes, welche als Dasein des subjektiven =
Geistes, d. h. als Weltgeschichte, sich offenbart. Betrachten wir daher die ür
Entwicklung des absoluten Geistes selbst unter dem Gesichtspunkt jenes Te
Gesetzes, so ist der Stufengang dieser: 1. Unmittelbare Einheit des ob- I
jektiven und subjektiven Geistes: Natur (einschliefslich des Mensche .
im sogenannten Paradiese, das er durch die Sünde, d. h. eben durch das Ge-
rathen in Differenz, verlor); 2. Differenz derseiben: Weltgeschichte
(und hier — auf dieser Basis — entwickeln sich nun jene scheinbar f
dem Gesetz widersprechenden Phasen des Kampfes, so dafs, weil die
erste Stufe sofort auf der Basis der Differenz sich entwickelt, ein
Fortgang zur zweiten nur durch einen, Friedensschlufs möglich ist.
Daher erscheint diese als eine Negation der Negation, d. h. als Aufhebung |
der Diffferenz, während die dritte wieder die Aufhebung dieses Frie- f
dens, d.h. einen neuen Kampf darstellt, worin aber nun die kämpfenden N
Mächte eine umgekehrte Machtstellung einnehmen.) ; 3. Vermittelte Ein- m
heit des subjektiven und objektiven Geistes: das Absolute, als Rück- N
kehr der Idee aus der Schöpfung in sich: Untergang der Welt und_ewi- %
ges Reich.
Als Resultat obiger Erörterung ist also Dies zu bemerken: Wenn)
dem Begriff der Weltgeschichte wesentlich die Differenz zu Grunde lieg
und in dieser drei Phasen zu unterscheiden sind, so müssen sich diese
als unmittelbare Differenz (der Natur gegen den Geist: Orientalismus) —
aufgehobene Differenz (des Geistes und der Natur: Hellenismus) und ver-
mittelte Differenz (des Geistes gegen die Natur: Christianismus) charak »
‚erisiren. Hiemit schliefst aber, als ob das Ziel nunmehr im Christianis -
mus erreicht sei, die Entwicklung keineswegs ab; sondern sofern diese )
drei Stufen immerhin auf einer gemeinsamen Basis, nämlich auf der de
positiven, unmittelbaren Empfindens oder, wenn man will, der Reli-
gion, beruhen, sind sie selber als die dreitheilige Gliederung einer
ersten Stufe im weiteren Wortsinne zu begreifen, der als zweite noth-
wendig die Negation jener gemeinschaftlichen Basis, die Religionslosigkeit.
d. h. positiv ausgedrückt: der Atheismus des reflektirenden Ver- n
standes, folgen mufs. An der Schwelle dieser zweiten Stufe befindet
sich gegenwärtig die Weltgeschichte. Wie 4diese zweite Stufe sich nu .
ihrerseits gliedern müsse, dies zu erörtern ist hier nicht der Ort, und
1) 8, Text S. 61 ff.