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eine Weise durchaus nüchterner Verstandesreflexion, welche sich für den be-
angenen oder aufserhalb der Sache stehenden Leser mit einer gewissen
eleganten Unbestimmtheit und geistreich klingenden Allgemeindeutigkeit
umgiebt, die fast den Charakter von tief erscheinender Empfindungs-
philosophie annimmt. Es ist deshalb kein Vergnügen, sich Kritisch mit
dieser in ihren Umrissen nirgends scharf begrenzten, sondern in’s Unbe-
stimmte zerfliefsenden Weise der Darstellung zu beschäftigen; für den sich
in solchem hin- und herwogenden Dunstkreis Wohlfühlenden mag die
Lektüre allerdings interessant genug sein.
38. Zu Nro. 156 (S. 300): ... . Er (Home) unterscheidet ."
zwei Gattungen von Schönheit . . . eigne Schönheit und
Beziehungsschönheit,
Zimmermann spricht hinsichtlich der letzteren immer von Verhältnifs
schönheit, was — wenn dieser Ausdruck als Schönheit der Verhält
nisse (nämlich der Theile des schönen Gegenstandes unter sich und
zum Ganzen, was allerdings auch eine Beziehung ist) gefafst wird —
den Home’schen Gedanken durchaus verfälscht. Home meint nämlich
nur die Beziehung eines Gegenstandes auf einen andern, nicht hinsichtlich
der Gröfse u, s. f., sondern in Hinsicht des Zwecks, und dies begründet
allerdings die Nutzbarkeit oder vielmehr die Zweckhaftigkeit, die mit der,
Schönheit nichts zu thun hat. Wenn Z. also bei Home hier einen Wider-
spruch sieht, so ist dies nur dadurch möglich, dafs er ihn erst _hinein-
getragen hat.
Uebrigens nennt Z. die Unterscheidung der beiden Gattungen eine
charfsinnige, indem er das Irrthümliche darin weitläufig zu widerlege
recht und wenn er schliefslich das Urtheil ausspricht, dafs man „in
„Home’s Capitel von der Schönheit alle Elemente ihres wahren Begriffs
„finden könne, nur dafs sie alle am unrechten Orte stehen“, so weil
man in der That nicht, was man zu solcher Charakteristik sagen soll.
Denn was heifst schliefslich ein „wahres Begriffselement am unrechte
Orte“ Anderes, als dafs der Begriff eben nicht richtig gefafst_ ist. Die
Wörter_allein thun’s_dock_ nicht. n
39. Zu Nro. 167 (S. 314): . .. mit dem französirten Aristoteles
(Batteux) begonnen und. mit dem französirten Plato (Cousin)
abgeschlossen_wird.
Wir können daher Zimmermann’s (S. 216) Aeufserung, dafs „wie die
ganze französische Philosophie des 18ten Jahrhunderts, so auch ihre
„Aesthetik unter dem Einflufs der englischen, besonders der schottische
„Philosophenschule stehe“ und dafs, „wie sie zuerst den sensualistischen,
„So nachher den intellektualistischen Impulsen von daher gefolgt sei“
in dem Sinne, wie sie gemeint ist, in keiner Weise heistimmen. Durch
die entschieden unrichtige Anordnung der englischen Aesthetiker (er be-
ginnt mit den Sensualisten und schliefst mit den Intellektualisten, was
schon historisch ganz verkehrt ist, denn Shaftesbury stirbt ungefähr
um die Zeit, da Home geboren wird) hat er sich selber die Möglichkei
eraubt, den inneren Zusammenhang, d.h. den doppelten Gegensatz
zwischen der englischen und französischen Philosophie in ihrem Beginn
wie in ihrem Fortgang mit Klarheit zu erkennen. Auch die Umstellung
Hogarth’s und Burke’s trägt zu dieser Verwirrung bei; mehr aber noch