Nach der ersten“ (objektiven) „Seite hin neigt sich Sulzer, wenn er,
„statt das Vergnügen zu untersuchen, welches das Schöne erzeugt“
(soll heifsen: durch das Schöne erzeugt wird), „die Form bestimmt,
„deren Betrachtung Vergnügen macht. Er unters cheidet drei Klassen
„des Wohlgefallens“ u. s.f. Allein dann geht er ja eben von de
ntersuchung des Vergnügens, welches durch das Schöne bewirkt wird
aus! Dergleichen logische Ungenauigkeiten finden sich übrigens häufig
bei ihm, z. B. wenn er einmal (S. 173) bemerkt, Baumgarten habe
„das Vergnügen in die Vollkommenheit der sinnlichen Erkenntni(s“ (vergl.
auch S. 166, wo derselbe Ausdruck vorkommt, statt: sinnliche Erkennt-
nifs der Vollkommenheit) „gesetzt“, ‚während es (S. 160) ebenfalls von
aumgarten heifst: „Erkannte Vollkommenheit erweckt Vergnügen“ und
(S. 170): „Die Sinnlichkeit des Erkennens des Vollkommenen macht das
„Wesen der Schönheit aus“, was übrigens auch insofern unlogisch ist,
als es vielmehr heifsen müfste: „macht das Wesen der Schönheits-
„empfindung aus“. Hier sind also Vollkommene Erkenntnifs und Er-
enntnifs der Vollkommenheit — und zwar nicht blos an diesen Stellen —
ohne Unterschied und so gebraucht, als _ob_es ganz dieselben Begriffe
wären.
45. Zu Nre, 199 (366): . . . ein Fortschritt über den Sulzer’schen
Standpunkt hinaus.“
Auch dieses Verhältnifs Sulzer’s zu Lessing, sowie Beider zu Men
delssohn falst Zimmermann, wenn nicht unrichtig, so doch schief auf,
Indem er nämlich die Differenz in eine blofse Charakterverschiedenhei
der betreffenden Philosophie verlegt, verschiebt er von vorn herein den
wahren Gesichtspunkt, von dem allein der übrigens an sich sehr inter-
essante Fortgang des ästhetischen Reflektirens zu begreifen ist. Er sagt:
„Diese Spaltung“ — nämlich dafs einerseits die Schönheit in die reine
Form, andrerseits in den Gehalt gelegt wurde — „wird merklich durch
„die ganze Geschichte der vorkariischen Aesthetik. Auf der einen Seite,
der indifferenten Form, stehen vorzugsweise die Geistreichen, auf
„der andern Seite, der Moral, die Edlen; (hier) ängstliche und (dort
„energische Charaktere“. Hiegegen ist nun, als gegen einen ganz
falschen Gegensatz zu protestiren, weil dadurch der schiefe Gedanke
hineinkommt, als ob die Edeln nothwendig sich durch Mangel an Ener-
gie und Geist charakterisiren, die Geistreichen dagegen nothwendig nu
energische, im Grunde aber etwa unmoralische Leute wären! — Dann
ährt er in seiner beliebten Manier, die Gegensätze durch eine Reihe
von Antithesen immer feiner zuzuspitzen, wodurch der falsche Schein
entsteht, als ob der Leser schlielslich in. der feinsten Zuspitzung die
eigentliche Quintessenz des wahren Verhältnisses habe, folgendermaafsen;
ort: „Jene (die Geistreichen) finden im Schönen oft vollkommene
soll wohl heifsen willkommene) „Waffen gegen; die Edlen“ (dies Wort
steht nicht da, mufs aber offenbar ergänzt werden!) „ebenso häufig n
„ein Gefäls für das Gute. Jenen wird aus dem Schönen ebenso oft ein
„blofses Spiel des Geistes, als es diesen zum heiligsten Ernst, zum
„innersten Herzensbedürfnifs wird, jenen um Seiner Leerheit, diesen
„um seiner_sittlichen Fülle willen. Bei Jenen Spiel _ohne Ernst, wird
1) Von solchen sinnentstellenden Druckfehlern, die kaum als solche noch gelten
Können. wimmelt‘ übrigens das Zimmermann’ sche Wert
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