764
ton. Im Carton fand er die Sphäre, worin er — weder durch den >
Realismus der sinnlichen Erscheinungswelt, wie er der Farbe anhaf
tet, noch durch die Beschränkung der Formen, welche mit, der Pla- üp
stik verbunden ist, gehindert — sich frei emporschwingen konnte In
zu dem reinen Aether jener hohen Ideenwelt, worin allein er sich a
heimisch fühlte und von woher er jene gewaltigen Schöpfungen — dl
gewaltig in Gedanke wie in Gestaltungsform — herabbrachte z a
uns, den armen Erdensöhnen, die mit einem, aus Furcht und Be- BD
wunderung gemischten Staunen darauf hinschauen und sich bemühen, MB
in ihren Geist und in ihr Wesen einzudringen. — Aber seine For en
men, so gewaltig und grofsartig, seine Ideen, so tief und erhaben SE
sie sind: sie bleiben beide nach einer Seite hin mit einer gewissen TO
Abstraction behaftet, welche sie in einen Kontrast zu der Natur und En
ihrer einfachen Wahrheit bringt; nicht blos zu der umgebenden (fir
Natur der äufseren Welt, sondern auch zu der geschichtlichen Natur, BD
des Menschendaseins. Wollte man den Cornelius’schen Idealismus 08
als die einzig oder doch am höchsten berechtigte Weise des Kunst BD
anschauens gelten lassen, so würde damit der profanen Historien
malerei, geschweige denn dem Genre und der Landschaft geradezu, ]
als unkünstlerischen Gebieten, der Stab gebrochen; etwa, wie Lessing ib
dies zu Gunsten der Plastik gethan, indem er den Wunsch aussprach, [DU
die Oelmalerei möchte gar nicht erfunden worden sein. Jedes Ge- SC
jet, jede Auffassungsweise hat_aber ihre Berechtigung, und erst in [ic
der Totalität aller, selbst das Stillleben nicht ausgenommen, vollen fgel
det sich der grofse Kreis der künstlerischen Anschauung. = d,
„Es kann mithin nur die Frage sein, ob — nach dem Unter abe
gange der Kunst im 18. Jahrhundert — die einzelnen Gebiete wirklich x
sämmtlich ihre völlige Entwicklung durchlebt hatten, so dafs die
Malerei etwa nach ihrer natürlichen Seite hin — um diesen Aus- el
druck zu brauchen — überhaupt als abgestorben zu betrachten war A
oder ob in einzelnen von ihnen, wenn nicht in allen, ein höherer Nom
ntwicklungsgang als möglich gesetzt werden konnte. Hier bedarf lich
es aber nur des Hinweises auf die andere und, wie sich zeigen wird nd
tiefere Auffassung der späteren Historienmalerei, der Landschaft un NN
des Genres durch die Hineinbildung des früher nicht zum Bewufst; Dr
sein gekommenen lyrischen, oder wenn man will sentimentalen Ele; en
ments, um den Beweis vom Gegentheil zu führen. In diesem sen.
timentalen Element — diesen Ausdruck im Schiller’schen Sinne” ge- dir
nommen —, welches wesentlich_der Entwicklung des ästhetischen In
Bewufstseins der dritten Periode angehört und das also später z -
erörtern ist, liegt der Keim einer höheren Kunstentwicklung, eine