versuchen, die Ausdrucksweise einer andern Zeit nach- Aust
ahmt, wie es etwa Arno Holz in seinen „Freß-, Sauf- kom
und Venusliedern‘“, George Meredith in seinem „Tale of elem
Chloe“ getan hat... Hier soll nicht in erster Linie und eine
gewissermaßen selbstverständlich eine frühere Form halti
nachgeahmt, sondern durch die ausnahmsweise Nach- M
ahmung eine besondere Stimmung vermittelt werden. ihre:
Es kommt aber auch vor, daß große und geniale Fi
Künstler nicht aus Verbildung, sondern aus theore- Kün
tischen Gründen einen veralteten Stil nachzuahmen ver- ihr }
suchen, wie Goethe und Schiller in der Zeit, in der sie Zeit
antike Dramen zu schreiben dachten. In diesem Fall sond
wird — wie übrigens in jedem — die Schöpferkraft ent- dies
scheidend sein. Sehr schöpferische Naturen schaffen mitt
auch dann Neues, wenn sie Altes nachzuahmen glauben, A
sowie geringe nichts leisten, wenn sie sich noch so eigen- Kun
artig zu geben versuchen. Es liegt dann der gleiche Fall dies
wie bei jeder falschen Theorie vor, von der ein Künstler eben
sich beeinflussen läßt. Der Schaden, der dadurch für der
sein Werk entsteht, kann groß oder gering sein. eine:
Man spricht endlich auch von „Stilisierung‘“ in der licht
Kunst, um einen künstlerischen Ausdruck zu bezeichnen, gabt
in dem auf die Illusion der Natürlichkeit bewußt ver- gleic
zichtet wird. Wenn jemand ein Drama in Versen pfan
schreibt, so hat er seinen Ausdruck in eine Atmosphäre gega
gerückt, die nicht naturalistisch ist. Es ist damit eine ohne
Art Transposition vorgenommen. Der Dichter — wie find:
der bildende Künstler — kann darin noch viel weiter in 8
gehen. Er kann sich durchaus konventioneller oder Grat
sonst bewußt nicht natürlicher Formelemente zu seinem da
Kim
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