empfinden. Wer Bauerngeschichten erzählt, die nach schi
seiner Absicht die Illusion und Stimmung eines Bauern- bild
milieus hervorrufen sollen, muß diese Illusion durch daß
seine Zeichnung wahren; wer ein Schäferspiel bebän- mul
derter Hirten vorführt, in dem der erste Takt oder Satz rec!
die Rokokomaske, die Stimmung eines phantastischen, Leh
in Salons erträumten Hirtenmilieus andeutet, von dem sch
wird die Natürlichkeit nie verlangt werden, ja sie würde Abe
ein arger Fehler sein. Die Figuren solch eines Stückes Lel
müssen als Rokokofiguren wahr sein, d. h. ihrem Stil WEI
entsprechen, genau so wie das Gespenst in dem früher Lel
angeführten Beispiel als Gespenst wahr sein muß. Also Mö
auch die Worte wahr und unwahr haben, richtig an- jed,
gewendet, in der Kunstkritik mit der Natur nichts zu VOr
tun, sondern nur mit Stil und Stimmung, die in einzelnen }
Fällen die Illusion der Naturwahrheit — pra
nieaber eine wirkliche Naturwahrheit Sek
— erfordern kann. sch
Dies berührt auch die viel erörterte Frage des Moti- „GC
vierens oder fällt mit ihr zusammen. Man kann es nicht sch
oft genug wiederholen: Kunst und Natur liegen auf ver- ent
schiedenen Ebenen und haben ihre eignen Bedingungen. fin
Wohl sind Kunstwerke oft in gewissem Sinn ein Wider- kle
schein, eine Spiegelung des Lebens, aber doch immer Sti
eine sehr subjektive Spiegelung. Vor allem ist das Leben Lö
unendlich, während das Kunstwerk ein kleiner Aus- m6
schnitt ist. Einzelne Eindrücke von Vorgängen des Ge
Lebens werden vom Dichter aus ihrem Zusammenhang
genommen und gestaltet. Die Unendlichkeit des Lebens mi
rechtfertigt alles, was geschieht, dadurch, daß es ge- tr‘
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