Full text: Das aesthetische Problem

nach schieht. Der kleine Ausschnitt, der das Kunstwerk 
uern- bildet, muß künstlich sogestaltet und gerundet werden, 
lurch daß es wieder als ein lückenloses Ganzes erscheint; es 
ebän- muß sich durch eine kleine Anzahl von Zusammenhängen 
Satz rechtfertigen, die Ketten der Kausalität, die sich im 
chen, Leben unendlich durchkreuzen, sind im Kunstwerk be- 
dem schränkt; daher die Notwendigkeit des Motivierens. 
‚ürde Aber das Werk soll zugleich die Unendlichkeit des 
ickes Lebens ahnen lassen, und man kann durch eine zu uhr- 
1 Stil werksmäßige Motivierung fehlen. Die Perspektive des 
rüher Lebens verschiebt sich im Kunstwerk vollkommen, die 
Also Möglichkeiten sind eingeschränkt, und die Wirkung 
x an- jedes Satzes, jeder Linie durch ihr Verhältnis zu den 
is zu vorausgehenden bedingt. 
eInen In einem der besten Romane der George Sand „Mau- 
see prat‘“ macht die vorbereitete Stimmung einen tragischen 
zeit Schluß nötig, zu dem die Verfasserin sich nicht ent- 
schließen konnte. Ebenso fordert die prachtvolle 
Moti- „Gösta Berlings Saga‘ der Selma Lagerlöf einen tragi- 
nicht schen Ausgang; die endliche Heirat mit einer der vielen 
ver: entführten Damen wirkt schwächlich. Umgekehrt emp- 
ngen. finde ich in Heinrich Manns entzückendem Roman „Die 
üder- kleine Stadt“ den tragischen Schluß als störend, weil die 
amer Stimmung des ganzen mich auf eine heiter ironische 
‚eben Lösung vorbereitet hat. Im wirklichen Leben ist alles 
Aus- möglich, aber auf der Ebene der Kunst gilt ein anderes 
‚des Gebot: da entscheidet die Form und die Stimmung. 
hang Es kann natürlich eine bewußt gewollte Wirkung sein, 
‚bens mitten in Scherz und Lust den Tod oder sonst einen 
5 ge- tragischen Schrecken treten zu lassen. Da aber dieser 
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