Full text: Das aesthetische Problem

Wissenschaft, die Beobachtung, das Experiment, den kur 
Beweis, die möglichst genaue Beschreibung statt der ein 
dichterischen Suggestion verirrt. un: 
So wie es für den Maler keine Eichen und Birken, We 
sondern nur verschiedene Abstufungen des Grün und nat 
verschiedene Formationen der Stämme und des Laubes der 
gibt, sowie wenn er Soldaten malt, er keine Uniformen Wi 
und Knöpfe, sondern nur Lichter und Farben kennt, so zum 
gibt es auch für den Dichter keine richtige, sondern nur HM 
eine kunstvolle Darstellung, und er muß auf natürliche mü 
Richtigkeit nur soweit Rücksicht nehmen, als eine tig 
krasse, den Leser oder Zuschauer befremdende Unrich- in 
tigkeit die Stimmung zerreißen müßte. Nur aus diesem Fur 
Grunde muß er sich über das Leben, das er darstellt, Ser 
mit seinem Publikum gewissermaßen verständigen. Nicht 6 
weil es unrichtig ist, wird er es vermeiden müssen, etwa Un 
einen katholischen Geistlichen Dinge sagen und tun zu Vo 
lassen, die nur ein Protestant sagen oder tun könnte, sic) 
sondern weil es die Stimmung, das heißt die Form- Wi 
wirkung stören würde; Shakespeare durfte zu einem vol 
Publikum, das keine Geographie kannte, ruhig von der Ve 
böhmischen Küste sprechen. Heute setzt man mit Recht 
dafür ein anderes, am Meer gelegenes Land, eben weil m 
es auf den Gegenstand in der Dichtung nicht ankommt, wi 
sondern nur auf die ungestörte Wirkung”). An 
So ist die Auswahl und Verbindung der Eindrücke 2 
und der Ausdrucksmittel für den Künstler alles. Je ab 
mehr mit wenig Worten angedeutet, je mehr Bilder, ga 
Empfindungen, Erkenntnisse, Ausblicke, Ahnungen ver- „L 
mittelt werden, desto stärker und tiefer wird die Wir- we 
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