auf ein absolutes Maß, sondern auf das Werk und die ®
Stimmung, die es vermittelt. Zwei Zeilen von nichts- ®
sagenden oder schlechtgewählten Worten können eine
unerträgliche „Länge“ bilden, und mehrere Bände da
können knapp und kurz sein. Im ersten Band der vo
„Brüder Karamasow“ werden die Vorgänge eines Vor- sie
mittags geschildert, und die ganzen vier Bände scheinen bl
in einem rasenden Tempo vorwärts zu gehen. Ich kann de
Marcel Proust nirgends breit finden, weil jeder Satz Ti
entweder bildhaft und voll Stimmung oder voll Geist ist. -
Noch ein Wort mag bei dieser Gelegenheit erörtert N
werden, das in den ästhetischen Abhandlungen eine 5
große Rolle spielt, und das ich in dieser Schrift ge- sc
flissentlich vermieden habe, weil es mit noch mehr N
Mißverständnis beladen ist als jedes andere. Ein Wort, ze
das gerade die Naturalisten mit Recht bekämpft haben N
und das man am besten aus aller Ästhetik hinaustut: «
das Wort: „schön“. Wenn man Schönheit dem voll- da
endeten künstlerischen Ausdruck gleichsetzt, ohne jede fa
Rücksicht auf den Gegenstand, den Sinneneindruck, Ge
den Stil, die Schule, die persönliche Befriedigung und A
die persönlichen Sympathien, dann kann man es in der de
Ästhetik verwenden, aber auch nur in diesem Sinn. Am de
besten aber läßt man es bei aller Kunstbetrachtung weg är:
— es wäre denn, um seinen Beifall auszudrücken, wie seh
mit dem Wort „bravo‘“ im Theater. Es ist zu oft miß- ge
braucht worden und hat ganz und gar diesen laienhaften
Sinn angenommen, in dem es nichts weiter sagen soll, als
daß irgendein Gegenstand den Sprechenden zufrieden
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