Menschen durch Jahrzehnte ihres Lebens eine große »
Rolle spielen, so spielen sie naturgemäß auch in der Cro
Kunst eine große Rolle; aber eine große Rolle spielen Sch
in ihr auch die religiösen, die kriegerischen und andre sch.
Motive. All das sind stoffliche oder Anregungs-Ele- Mit
mente, die an sich mit der Kunst so wenig zu tun haben, spr:
wie die Frage, warum ein Mensch sich duelliert, mit Cro
seiner Fechtkunst. Nur die Frage, wie sie im Ausdruck wis
gestaltet sind, ist eine künstlerische. Kein künstlerisch dru
unbegabter Mensch wird durch seine Erotik zum Dich- sch
ter; sie treibt ihn höchstens zu wertlosen Nachahmungen. figı
Diese unbegabten Menschen, die die Erotik nicht zu mal
Künstlern macht, sind die ungeheure Mehrzahl. Auch der
die psychoanalytische Theorie, daß die Kunst eine Er- bes
satzbefriedigung sei, hat mit dem Problem der Kunst ein.
nichts zu tun. Der Mensch sucht Ersatzbefriedigung wo den
er kann, in Abenteuern, im Trunk, der künstlerisch be- ver
gabte im künstlerischen Ausdruck. Nur diese Begabung 2
ist entscheidend, nicht was ihm Anlaß wurde, sie zu sind
verwerten. Und als Erklärung der Kunst im allgemeinen psy
ist die Theorie unrichtig: für den Menschen, dessen zun
Begabung ihm die Kunst zum Beruf macht, ist das Ku
künstlerische Schaffen keine Ersatzbefriedigung, son- gev
dern eben Beruf, dessen Versagung er zumeist ebenso- ges
wenig ertragen kann und. dessen Befriedigung ihm eben- Kü
so primäres Bedürfnis ist, wie dem zum Forscher, zum Ku:
Arzt, zum Entdecker, zum Krieger Berufenen die seine. me:
®) Zu 5.43. S. bei Müller-Freienfels, Band II, Seite 206, ein
in wie vielfach verschiedenem Sinn das unglückliche die
Wort „Idee“ in ästhetischen Schriften gebraucht wird. Nic
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