Full text: Theorie des Gefühls zur Begründung der Aesthetik

7 - 
Gegenstands erzeugt, ist die einzige Ursache des Schmerzes, 
der Lust, welche sie darum jeden Augenblick verschwinden 
lassen kann, also in der stärksten Gebundenheit das höchste 
Freiheitsgefühl. Mit dem Erhabenen verbunden, erzeugt das 
Pathos das Tragische, mit dem Anmutigen das Rührende, 
mit dem Komischen das Humoristische. Diese Formen 
nun also füllen das ganze Gebiet des Möglichen aus. 
Denn alle. Teilnahme für das Objekt bezieht sich entweder 
auf dessen Natur oder auf dessen Schicksal; im ersten Fall 
entsteht, wenn das Objekt lebendig und nach den Forde- 
rungen der Phantasie dargelegt ist, das Einfach-Schöne, im 
zweiten das Pathetisch-Schöne und dadurch die beiden Haupt- 
arten alles künstlerischen Stoffes. Innerhalb der beiden 
Arten ist nun eine dreifache Bedingtheit möglich, an 
welcher sich das Freiheitsgefühl entwickeln kann: die Be- 
dingtheit des sinnlichen Menschen, die des sinnlich geistigen, 
die des geistigen Menschen; an der ersten entwickelt sich 
das Gefühl des Erhabenen, an der zweiten das des Anmuti- 
gen, an der dritten das des Komischen. Im Erhabenen 
wird das Sinnliche vernichtet oder zum Geistigen herauf- 
gehoben, der Gegenstand verklärt; im Komischen der Gegen- 
stand entwertet, das geistig Vernünftige vernichtet; im 
Anmutigen wird das Geistige durch das Sinnliche gemildert, 
das Sinnliche durch das Geistige erhöht. Von den pathe- 
tischen Formen gerät das Rührende in Gefahr, zu weich zu 
werden, und dadurch das Freiheits- und Kraftgefühl zu ver- 
nichten: es sucht darum seinen Halt an dem Komischen 
und giebt mit ihm die höchste Art des Humors oder erhebt 
es sich zum Erhabenen und wird die erschütterndste Tragik 
(Gretchen, Ophelia, Desdemona). Durch beide Verbindungen 
werden die allzu schmelzenden Affekte mit solchen von der 
„wackern“ Art, wie man wohl früher sagte, vermischt. 
In allen diesen Formen aber zeigt sich aufs deutlichste, 
wie eben das Freiheitsgefühl das letzte Ziel alles künst- 
lerischen Schaffens und Geniessens ist, und wie auch die 
Phantasıe nicht als solche, sondern eben deswegen wesent- 
126
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.